BioRescue-Fotodokumentation gewinnt „Wildlife Photographer of the Year 2025“
Der spanische Fotograf, Filmemacher und Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Zoo- und Wild-tierforschung Jon A. Juárez hat beim renommierten Wettbewerb „Wildlife Photographer of the Year 2025“ des Natural History Museum London den ersten Platz in der Kategorie Foto-journalismus gewonnen. Ausgezeichnet wurde eine Aufnahme, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderten Pro-jekts BioRescue entstanden ist und den weltweit ersten erfolgreichen Embryotransfer bei Nashörnern dokumentiert.
Der Wildlife Photographer of the Year Wettbewerb gilt als wichtigste internationale Auszeichnung im Bereich Naturfotografie. In diesem Jahr wurden mehr als 60 000 Beiträge aus über 100 Ländern eingereicht. Die prämierten Werke werden als internationale Wanderausstellung präsentiert.
Das ausgezeichnete Foto zeigt einen Nashornfötus im Frühstadium, aufgenommen in der kenianischen Ol Pejeta Conservancy Im Jahr 2023. Der Embryotransfer wurde mit einem südlichen Breitmaulnashornembryo bei einem Südlichen Breitmaulnashorn durchgeführt und markiert einen entscheidenden wissenschaftlichen Durchbruch: Er belegt erstmals, dass diese Reproduktionstechnologie bei Nashörnern erfolgreich angewendet werden kann. Damit wurde ein zentraler Schritt erreicht, um künftig Embryonen des stark bedrohten Nördlichen Breitmaulnashorns sicher in Leihmütter der verwandten Unterart zu übertragen.
Tragischerweise endete die Trächtigkeit, als sowohl die Leihmutter als auch der sterilisierte „Teaser“-Bulle im November 2023 im Ol Pejeta Conservancy verstarben. Außergewöhnlich starke Regenfälle hatten das Gehege überflutet und dabei Clostridium-Sporen aus dem Boden freigesetzt. Beide Tiere und damit auch der Fötus erlagen einer akuten systemischen Infektion und Toxinvergiftung durch die Bakterien. Gewebeproben des Fötus wurden später in Berlin analysiert, wodurch der wissenschaftliche Ursprung der Trächtigkeit bestätigt wurde.
Der wissenschaftliche Durchbruch, den das prämierte Foto dokumentiert, knüpft unmittelbar an die Kernziele des BioRescue-Konsortiums an. Das internationale Team entwickelt modernste Fortpflanzungstechnologien und stammzellbasierte Verfahren, um das Nördliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) vor dem Aussterben zu bewahren. Von dieser Unterart existieren nur noch zwei lebende Weibchen, eine natürliche Fortpflanzung ist daher nicht mehr möglich.
Um dennoch eine Zukunftsperspektive zu schaffen, verfolgt BioRescue drei komplementäre Forschungsansätze:
- In-vitro-Fertilisation und Embryotechnologie: Ziel ist die Gewinnung und Befruchtung von Eizellen sowie und die Entwicklung und Kryokonservierung lebensfähiger Embryonen.
- Embryotransfer in Leihmütter: Übertragung von Embryonen in Weibchen des Südlichen Breitmaulnashorns. Mit dem gelungenen Embryotransfer ist ein entscheidender technologischer Machbarkeitsnachweis erbracht.
- Stammzellbasierte Verfahren: Erzeugung induzierter pluripotenter Stammzellen, um langfristig genetisch vielfältige Keimzellen des Nördlichen Breitmaulnashorns zu erzeugen und die genetische Basis der Population zu sichern.
Aktuell verfügt BioRescue über mehr als 30 kryokonservierte Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns. Durch den erfolgreichen Test-Embryotransfer bei der verwandten Unterart wurde ein wesentlicher Meilenstein erreicht, der den Weg für weitere Implantationen von Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns ebnet.
Das Konsortium wird vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung geleitet und vereint Partner aus Deutschland, Kenia, Tschechien, Italien und Japan. Die deutschen Partner werden maßgeblich durch das BMFTR im Rahmen der Strategie Forschung für Nachhaltigkeit (FONA) gefördert.
Die Auszeichnung des Fotos von Jon A. Juárez verdeutlicht, wie eng wissenschaftliche Innovation, ethische Verantwortung und die Kraft der visuellen Dokumentation zusammenwirken, um Hoffnung für den Erhalt einer der am stärksten bedrohten Großsäugerarten zu schaffen.