Bekanntmachung: Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Innovative Produktkreisläufe

Richtlinie zur Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft - Innovative Produktkreisläufe im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung - FONA3. Bundesanzeiger vom 18.12.2017

Vom 30. November 2017

Die derzeitige Lebensweise der Menschen in den Industrieländern wird nicht nur die Rohstoffvorkommen der Erde überfordern, sondern auch deren Aufnahmekapazität für die damit verbundenen Abfallprodukte. Dieser Trend wird aktuell dramatisch verstärkt durch das wirtschaftliche und wohlstandsbezogene Aufholen bisheriger Schwellen- und Entwicklungsländer mit ihrer stark wachsenden Bevölkerung. Diese verhängnisvolle Entwicklung kann nur durch eine drastische Steigerung der Ressourcenproduktivität gestoppt werden. Die dazu notwendige Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch ist dabei einerseits aus ökologischer Vernunft geboten, andererseits aufgrund der zunehmenden Preissteigerungen relevanter Rohstoffe auch aus ökonomischen Gründen erforderlich.

Der jährliche inländische Rohstoffkonsum in Deutschland ist mit derzeit etwa 15 Tonnen pro Kopf doppelt so hoch wie der globale Pro-Kopf-Durchschnitt. Das ist Ausdruck einer überwiegend linearen Wirtschaftsweise von Rohstoff-entnahme – Produzieren – Nutzen – Entsorgen. Die deshalb notwendige Transformation hin zu einer weitgehend geschlossenen ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft wird zu der genannten Entkopplung beitragen.

Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft bedeutet einen grundlegenden Umbau der linearen Wirtschaftsweise in weitgehend geschlossene Kreisläufe. Sie geht weit über den traditionell abfallwirtschaftlich geprägten Begriff der Kreislaufwirtschaft hinaus, welcher insbesondere auf Abfallmanagement bzw. das Recycling von Reststoffen fokussiert. Mit dem Konzept einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft wird das Ziel verfolgt, den Wert von Produkten, Kom-ponenten und Rohstoffen innerhalb der Wirtschaft so lange wie möglich zu erhalten und möglichst wenig Abfall zu erzeugen. Dazu müssen Kreisläufe, branchenübergreifende Wertschöpfungsnetze oder Kaskadensysteme etabliert werden. Priorität hat dabei die verlängerte Nutzung und Kreislaufführung von Produkten, Baugruppen und Komponenten. Erst wenn keine weitere Kreislaufführung von Produkten oder ihren Komponenten möglich oder sinnvoll ist, sollen die enthaltenen Rohstoffe am Ende des Lebensweges möglichst durch Recycling dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt werden.

1 Zuwendungszweck, Rechtsgrundlage
1.1 Zuwendungszweck

Mit der Förderrichtlinie verfolgt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Ziel, mit Hilfe von Forschung und Entwicklung Beiträge zur Umsetzung einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft zu leisten. Dabei müssen Produktkreisläufe mit Hilfe von Innovationen geschlossen und die dafür erforderlichen Geschäftsmodelle, -Designkonzepte und digitalen Technologien bereitgestellt werden. Damit sollen die Gesamtrohstoffproduktivität erhöht, Abfälle vermieden und Umweltbelastungen verringert werden. Die Forschungsergebnisse sollen möglichst rasch in die wirtschaftliche Praxis und marktfähige Produkte überführt werden, um Unternehmen in Deutschland als wettbewerbsfähige Anbieter von Kreislaufwirtschaftslösungen zu stärken.

Die Entwicklung neuer Ansätze für eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft erfordert die Einbindung aller relevanten Akteure in der Wertschöpfungskette, die für ihre spätere Umsetzung erforderlich sind, u. a. Rohstoffproduzenten und -verarbeiter, Designer, Hersteller, Händler und Anwender von Produkten im industriellen, gewerblichen wie auch im privaten Bereich, die Recycling- und Entsorgungsbranche sowie Anbieter von Produkt-Dienstleistungs-Systemen. Die Belange der Verbraucher bei der Entwicklung von Kreislaufsystemen müssen von Anfang an berücksichtigt werden.

Kreislaufführung ist kein Selbstzweck. Sie ist nur erstrebenswert, wenn in der Lebenszyklusperspektive effektiv Ressourcen eingespart werden können. Aus der ganzheitlichen Betrachtung der Stoff- und Energieflüsse einschließlich der Aufwände für die Sammlung und Aufbereitung von Altprodukten und Reststoffen und deren Rückführung in den Kreislauf lassen sich Möglichkeiten und Grenzen einer ökologisch und ökonomisch sinnvollen Kreislaufwirtschaft ableiten. Rebound-Effekte, die Effizienzgewinne durch zunehmende Nachfrage zunichtemachen, müssen beachtet werden.

Die Bundesregierung hat mit dem Deutschen Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess II) das Ziel gesetzt, die natürlichen Ressourcen zu schonen und die Gesamtrohstoffproduktivität in Deutschland bis 2030 gegenüber 2010 um 30 % zu steigern. Der Ausbau der Kreislaufwirtschaft ist eines der zentralen Handlungsfelder in ProgRess II, zu dem die vorliegende Bekanntmachung beitragen soll.