JPI Oceans: Forschungsallianz untersucht Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus

Seit 2015 untersuchen Forschende im europäischen Verbundprojekt MiningImpact die Umweltauswirkungen eines möglichen Abbaus von Manganknollen in der Tiefsee. Die wissenschaftlichen Ergebnisse fließen in Handlungsvorschläge für internationale und nationale Behörden ein. Mit einem viertägigen Kick-off-Treffen im belgischen Gent startete nunmehr die dritte Phase des Projekts.

Tausende Meter unter der Wasseroberfläche liegt eine Welt, die wir weniger kennen als den Mond: Die Tiefsee gilt als eines der letzten unberührten Ökosysteme des Planeten. Gleichzeitig gilt sie als Schatzkammer für wichtige Rohstoffe. In den Tiefsee-Ebenen des Pazifiks, in 3000 bis 6000 Metern Wassertiefe, liegen auf Millionen Quadratkilometern rohstoffhaltige Manganknollen auf dem Meeresboden. Diese mineralischen Erze wachsen extrem langsam - die Dicke von Manganknollen nimmt nur um wenige Millimeter in einer Million Jahre zu. 

Ob diese Tiefsee-Rohstoffe jemals angerührt werden sollten, gehört zu den umstrittensten Umweltfragen unserer Zeit. Denn aufgrund der besonderen Lebensbedingungen sind die dortigen Ökosysteme mit ihrer hohen Artenvielfalt besonders empfindlich gegenüber Umweltstörungen. Die möglichen Folgen menschlicher Eingriffe in diese Habitate erforscht seit knapp zehn Jahren das europäische Verbundprojekt MiningImpact - koordiniert am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Nun geht das ambitionierte Vorhaben in die dritte Runde: MiningImpact3 wird im Rahmen der Joint Action on the Ecological Aspects of Deep-Sea Mining von JPI Oceans weiter gefördert und verfügt über ein Gesamtbudget von rund neun Millionen Euro. Davon stellt das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) rund 5,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Wissenschaftliche Ziele: Von Artenvielfalt bis Meeresgovernance

„Diese dritte Projektphase wird entscheidende wissenschaftliche Grundlagen liefern, die für die internationalen Regularien und für nationale Gesetzgebung zum Tiefseebergbau notwendig sind“, sagt Projektkoordinator Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR. So untersucht das Projekt, wie sich die Tiefseeumwelt räumlich und zeitlich verändert und wie stark einzelne Populationen genetisch über tausende Kilometer miteinander vernetzt sind. Darüber hinaus werden die Folgen freigesetzter toxischer Substanzen und der Abbauspuren durch den Tiefseebergbau erforscht. 

Auf dieser Grundlage sollen Indikatoren entwickelt werden, mit denen die Gesundheit der Ökosysteme bewertet und Grenzwerte für Umweltschäden definiert werden können. In Ergänzung dazu entwickelt das Projekt digitale Zwillinge zur Regulierung von Abbauaktivitäten. Schließlich sollen auch Fragen zur Einordnung in die internationalen Meeresabkommen sowie den gesellschaftlichen Folgen beleuchtet werden. Wie in den ersten beiden Phasen des Projektes sind Expeditionen mit dem Forschungsschiff SONNE geplant, unter anderem zu den Testfeldern in der Clarion-Clipperton-Zone. 

Präsentation in der Internationalen Meeresbodenbehörde

Offiziell vorgestellt wurde MiningImpact 3 bereits im Juli am Rande der 30. Sitzung der International Seabed Authority (ISA) in Kingston, Jamaika. Führende Forschende aus Europa präsentierten zentrale Ergebnisse aus zehn Jahren Tiefseebergbauforschung und stellten zugleich die neue Projektphase vor. Unter den mehr als 120 Gästen waren Delegierte der ISA-Mitgliedsstaaten und Beobachterorganisationen vertreten.

Einen wichtigen Impuls für die laufenden Verhandlungen bei der ISA lieferte MiningImpact unter anderem mit der Veröffentlichung ihres Ecotox-Reports. Dieser Bericht fasst bestehende nationale und internationale Regelungen aus verwandten Bereichen, wie der Offshore Öl- und Gasförderung oder der Bodenschleppnetzfischerei zusammen und leitet daraus Empfehlungen für die Entwicklung von Grenzwerten für Umweltschäden durch den Tiefseebergbau ab. Ziel ist es, die Indikatoren für ein „Frühwarnsystem“ zu entwickeln. 

Bei ihrem Kick-Off-Meeting in Gent diskutierten die Partner vom 9. bis 12. September 2025 den derzeitigen Wissensstand sowie ihre geplanten Arbeiten und die kommenden Expeditionen. Auf dem Programm standen nicht nur naturwissenschaftliche Fachthemen. Die Teilnehmenden sprachen auch über Regeln und Verfahren für den Umgang mit der Tiefsee und bezogen Stakeholder aus Industrie, NGOs und Behörden in den Dialog ein.

Hintergrund: MiningImpact

MiningImpact wird im Rahmen der Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPI Oceans) gefördert. Das Konsortium vereint die Expertisen von 34 Instituten aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Portugal und dem Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse sollen direkt in die laufende Arbeit der International Seabed Authority (ISA) einfließen und eine faktenbasierte Politikgestaltung unterstützen.