JPI Oceans
Die Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPI Oceans) wurde 2011 als koordinierende und strategische Plattform ins Leben gerufen. Durch JPI Oceans mit seinen aktuell 20 Mitgliedsstaaten werden zwischenstaatliche europäische Aktivitäten zum Schutz der Meere und Ozeane gebündelt und koordiniert. Die Mitgliedsländer verfolgen die Zielstellung, gemeinsame langfristige, strategische Prioritäten für die Meeresforschung und Technologieentwicklung im marinen Bereich in Europa festzulegen und durch gezielte Maßnahmen gemeinsame Schwerpunkte in der weiteren wissenschaftlich-technischen Entwicklung zu setzen.
In der Rolle als Koordinationsplattform konzentriert sich JPI Oceans auf einen effizienteren und harmonisierten Einsatz der nationalen Forschungsfördermittel, die etwa 90 Prozent der gesamten Forschungsförderung (inklusive EU) in Europa ausmachen. Kernelement bei der Festsetzung gemeinsamer Strategien und Forschungsschwerpunkte ist die sogenannte „variable Geometrie", die Mitgliedstaaten freistellt ob - und wenn ja, in welcher Form - sie sich bei einzelnen Aktivitäten beteiligen möchten.
Die formulierten Kernziele und Problemfelder von JPI Oceans berühren die marine Umwelt, den Klimawandel, die maritime Wirtschaft und die Gesellschaft:
- Weiterentwicklung einer nachhaltigen maritimen Wirtschaft
- Sicherstellung eines guten Umweltstatus' der Meere und Harmonisierung der Aktivitäten im Küstenraum
- Optimierung der sozioökonomischen Reaktionen auf den Klimawandel mit dem Ziel der Minderung der Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Meeresumwelt
JPI Oceans hat momentan vier Aktionsfelder als „pilot actions" definiert, bei denen das Bundesforschungsministerium für die Pilotaktionen Mikroplastik und Tiefseebergbau die Koordinierung übernommen hat:
- Untersuchung ökologischer Aspekte von Mikroplastik in der Meeresumwelt
- Bestimmung der Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus
- Breite Nutzung und Verwendung von Forschungsinfrastrukturen für Monitoring
- Interkalibrierung für die EU Wasserrahmenrichtlinie
JPI Oceans - Consequences of Changing Marine Lightscapes
Die JPI Oceans-Initiative zum Thema „Consequences of Changing Marine Lightscapes“ befasst sich speziell mit den treibenden Kräften und den ökologischen Auswirkungen der sich verändernden Lichtverhältnisse im Meer, insbesondere der Küstenverdunklung und der nächtlichen Lichtverschmutzung „Artificial Light at Night“ (ALAN).
Dabei steht die Küstenverdunklung im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels (intensiverer Regenfälle, schmelzender Permafrostböden und Gletscher) und mit direkten menschlichen Einflüssen. ALAN dagegen erhöht die Verfügbarkeit von nutzbarem Licht, was direkte Auswirkungen auf Ökosysteme haben kann.
Insbesondere der Einfluss anthropogener Lichtverschmutzung auf marine Ökosysteme steht im Fokus der Forschung, um wissenschaftsbasierte Handlungsempfehlungen zum Schutz mariner Habitate zu erarbeiten.
Zwei Projekte, ALAN und ISOLUME, wurden für eine Förderung ausgewählt und starteten offiziell am 1. Juli 2025.
- ISOLUME (Indikatoren für sich verändernde Lichtverhältnisse in Unterwasser-Meeresökosystemen)
Koordinator: Prof. Oliver Zielinski, Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW), Deutschland
Das ISOLUME-Projekt untersucht die Auswirkungen veränderter Lichtdurchlässigkeit im Ozean, insbesondere im Zusammenhang mit erhöhtem Süßwasserabfluss und Niederschlag, sowie deren Folgen für marine Ökosysteme. - ALANIS (Auswirkungen von künstlichem Licht in der Nacht auf pelagische Ökosysteme in europäischen Meeren)
Koordinator: Dr. Rüdiger Röttgers, Helmholtz-Zentrum Hereon (HEREON), Deutschland
ALANIS wird untersuchen, wie sich künstliches Licht in der Nacht (ALAN) auf pelagische Meeresökosysteme auswirkt, wobei biologische Reaktionen, räumliche Muster und politische Relevanz untersucht werden.
JPI Oceans - Underwater Noise in the Marine Environment
Der durch den Menschen verursachte Lärm im Meer steigt beständig an. Diese Lärmverschmutzung kann die Gesundheit ganzer mariner Populationen schädigen, denn die meisten Meerestiere nutzen Schall für lebenserhaltende Funktionen. Die Folgen: Sowohl Produktivität und Fortpflanzung als auch die Widerstandsfähigkeit mariner Ökosysteme können beeinträchtigt werden – und somit auch die Nahrungsgrundlagen des Menschen.
Der Erforschung dieser Folgen widmet sich die Fördermaßnahme „Underwater Noise in the Marine Environment“. Fünf Projekte wurden in einer Ausschreibung der JPI Oceans zur Förderung ausgewählt. Grundlage dafür ist eine Zusammenarbeit zwischen Belgien, Deutschland, Irland, Italien, Norwegen, Polen, Rumänien und Spanien sowie BANOS, BlueMed, NOAA und der UN-Ozean-Dekade. Die gemeinsame Ausschreibung ist als Umsetzungsmaßnahme der JPI Oceans im Rahmen der UN-Ozean-Dekade konzipiert.
Folgende Projekte werden von deutscher Seite durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) mit insgesamt 1,6 Millionen Euro gefördert:
- ORCHESTRA, Koordinator: Maarten Boersma, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (Deutschland)
Im Fokus des Projektes ORCHESTRA stehen bodenbewohnende und wirbellose Tiere, die einem zunehmenden Unterwasserlärm durch Schifffahrt, Öl- und Gasförderung sowie Offshore-Windparks ausgesetzt sind. - DIAPHONIA, Koordinator: Sandro Mazzariol, Universität Padua (Italien)
Das Projekt DIAPHONIA will die Auswirkungen anthropogener submariner Lärmverschmutzung auf die marine Lebewelt identifizieren und quantifizieren. - PURE WIND, Koordinatorin: Ana Širović, Norwegische Universität für Wissenschaft und Technologie, Norwegen
Das Projekt PURE WIND will Wissenslücken zu ökologischen Auswirkungen von Lärm durch Offshore-Windparks schließen.
Die Projekte starten am 1. Januar 2023. Die Förderung läuft bis Ende Dezember 2025.
JPI Oceans – Europäische Forschungsinitiative zu Mikroplastik im Meer
Innerhalb der europäischen Forschungsinitiative JPI Oceans wurde im Jahr 2013 die transnationale Forschungsmaßnahme „Ecological Aspects of Microplastics" ins Leben gerufen, um ökologischen Auswirkungen von Mikroplastik auf die marine Umwelt zu erforschen. 2014 starteten dazu die ersten europäischen Forschungsprojekte. Das BMFTR finanzierte ab Anfang 2016 vier internationale Verbundprojekte unter dem Dach von JPI Oceans Microplastics gemeinsam mit 14 Europäischen Ländern und Brasilien in einem Volumen von insgesamt 18,2 Millionen Euro.
- Im Verbundprojekt BASEMAN wurden international einheitliche Messmethoden entwickelt, um Ergebnisse aus verschiedenen Regionen und Laboren miteinander vergleichen zu können.
- Das zweite Projekt WEATHER-MIC untersuchte, was langfristig mit dem Mikroplastik in der marinen Umwelt geschieht.
- Die Auswirkungen der Verwitterung auf den Verbleib von Plastikpartikeln wurde in WEATHER-MIC erforscht.
- Die beiden Projekte PLASTOX und EPHEMARE beschäftigten sich mit den ökotoxikologischen Auswirkungen von Mikroplastik auf marine Ökosysteme. Erforscht wurde beispielsweise, wie viel Mikroplastik von Tieren aufgenommen wird und ob Plastikrückstände in der Nahrungskette weitergegeben werden.
JPI Oceans - Ecological Aspects of Deep-Sea Mining
Seit 2015 untersuchen und bewerten europäische Wissenschaftler im Verbundprojekt MiningImpact innerhalb der Maßnahme "Ecological Aspects of Deep-Sea Mining" die Umweltauswirkungen eines möglichen Abbaus von Manganknollen in der Tiefsee. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden in Handlungsvorschläge für internationale und nationale Behörden umgesetzt.
In zwei zurückliegenden JPIO-Förderinitiativen (2015 bis 2017 und 2018 bis 2022) wurde erfolgreich demonstriert, wie eine ganzheitlich strukturierte wissenschaftliche Forschung auf europäischer Ebene umgesetzt und eine auf verschiedene Institutionen verteilte marine Forschungsinfrastruktur gemeinsam und wirkungsvoll genutzt werden kann, um Fragen zur Tiefseeforschung zusammen anzugehen.
An der zweiten Phase des internationalen Forschungsvorhabens waren 30 Partnerinstitute aus insgesamt acht europäischen Ländern beteiligt. Die Finanzierung erfolgte aus den einzelnen Partnerländern. Der deutsche Anteil wurde vom Bundesministerium für Forschung, Technolgie und Raumfahrt (BMFTR) getragen.
Die dritte Phase (MiningImpact 3) startete am 1. August 2025. Beteiligt sind Forschungsministerien und Forschungseinrichtungen aus sechs europäischen Ländern: Belgien, Deutschland, Italien,
Niederlande, Polen und Rumänien. Auf deutscher Seite fördert das BMFTR fie Forschungsarbeiten. Die Förderung läuft bis Ende Juni 2029.
Aufbauend auf den vorangegangenen Projektphasen wird MiningImpact 3 die natürlichen Bedingungen und Prozesse in Tiefsee-Ökosystemen, in denen mineralische Ressourcen vorkommen, noch umfassender charakterisieren. Parallel werden Auswirkungen von Störungen, wie sie mit einem Tiefseebergbau einhergehen, auf die Ökosysteme untersucht.
Nachrichten zur Maßnahme
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