JPI Oceans: Projekte untersuchen sich verändernde Lichtverhältnisse im Meer
Mit einem Kick-off-Treffen in Hamburg wurde die JPI Oceans-Initiative "Changing Marine Lightscapes" offiziell gestartet. Die vom BMFTR unterstützte transnationale Fördermaßnahme will die unter anderem durch den Klimawandel veränderten Lichtverhältnisse im Meer und deren Folgen für marine Ökosysteme grundlegend untersuchen. Zwei Projekte, ISOLUME unter Koordination des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), und ALANIS unter Federführung des Helmholtz-Zentrums Hereon zählen zur Initiative.
Die Lichtverhältnisse unter Wasser sind von grundlegender Bedeutung für das Leben im Ozean. Denn die gesamte auf Photosynthese basierende biologische Produktivität wird durch die Verfügbarkeit von Sonnenlicht bestimmt und viele Lebewesen nutzen Licht zur Orientierung und als Taktgeber für ihr Verhalten. Doch die Lichtlandschaften in den Meeren verändern sich zunehmend durch menschlichen Einfluss: Einerseits werden die Meere dunkler – etwa durch immer mehr Sedimenteinträge oder durch vermehrtes Algenwachstum aufgrund von Klimawandel und Überdüngung. Zum anderen lässt sich nachts eine wachsende Belastung durch künstliche Lichtquellen in Küstenregionen verzeichnen.
Die „Joint Action on Changing Marine Lightscapes“ von JPI Oceans bündelt deshalb europaweit Expertise unter dem Dach einer Wissensplattform, um erstmals systematisch die Auswirkungen solcher Veränderungen auf marines Leben und Ökosystemleistungen zu untersuchen. Das Konsortium wird für eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt rund vier Mio. Euro gefördert.
Beim zweitägigen Kick-off in Hamburg tauschen sich rund 50 Forschende aus 13 Ländern über ihre jeweiligen Forschungsansätze aus. In Fachvorträgen, Workshops und Diskussionsrunden wurden die Schnittmengen und Schritte zur gemeinsamen Erarbeitung von Empfehlungen für Politik und Gesellschaft festgelegt. Ziel ist es, Synergien zwischen den beiden Projekten zu entwickeln und die enge Vernetzung aller Partnerinstitutionen sicherzustellen.
ISOLUME: Veränderungen in der natürlichen Lichtdurchdringung der Meere
Das Projekt ISOLUME bringt elf Partnerinstitutionen aus sieben Ländern zusammen und wird von IOW-Direktor Oliver Zielinski koordiniert. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Lichtdurchdringung in marinen Ökosystemen über Jahrzehnte verändert hat und in Zukunft weiter verändern wird. Ursachen und Folgen von Meeresverdunkelung aber auch von nächtlicher Lichtverschmutzung sollen dabei sowohl in großem Maßstab für die europäischen Meeresbecken als auch in kleinerem Maßstab durch regionale Fallstudien analysiert werden. Der Forschungsansatz kombiniert historische Messreihen mit Daten aktueller Fernerkundung und ozeanografischen Messungen. Verschiedene Modellierungsansätze sollen Entwicklungsszenarien bis 2050 ermöglichen.
ALANIS: Auswirkungen von künstlichem Licht auf pelagische Küstenökosysteme
Parallel startet das Projekt ALANIS, das unter Leitung des Helmholtz-Zentrums Hereon durchgeführt wird. ALANIS vereint acht Partnerinstitutionen aus sechs europäischen Ländern. Sie widmen sich schwerpunktmäßig der bislang kaum erforschten Frage, wie Lichtverschmutzung in Form von künstlicher Beleuchtung – von Hafenanlagen über Schifffahrtsrouten bis hin zu Küstenstädten – die marine Umwelt verändert. Die Forschenden untersuchen dabei, wie sich das künstliche Licht unter Wasser ausbreitet und welche Auswirkungen dies auf das Verhalten von Organismen wie Zooplankton hat. Geplant sind Feldversuche in höheren Breiten, zum Beispiel in norwegischen Fjorden und der Ostsee, sowie in sehr klaren Gewässern des Mittelmeers bei Kreta.
JPI Oceans
Die Joint Programming Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPI Oceans) ist eine zwischenstaatliche Plattform, die die Meeres- und Ozeanforschung in Europa bündelt und koordiniert. Ziel ist es, wissenschaftliche Ressourcen effizienter einzusetzen, Synergien zu fördern und Lösungen für drängende gesellschaftliche Herausforderungen im Zusammenhang mit den Ozeanen zu entwickeln. In Deutschland wird JPI Oceans durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt unterstützt.