Grün statt Grau – Karliczek: Grüner Wasserstoff ist der Schlüssel für den künftigen Erfolg der Stahlindustrie in Deutschland

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und der Innovationsbeauftrage Grüner Wasserstoff Stefan Kaufmann haben das Stahlwerk der Salzgitter AG besucht. Das Unternehmen will sich mithilfe von Wasserstoff-Technologien klimafreundlich umbauen. Damit trägt es zum deutschen Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft bei.

Mit rund 100.000 Beschäftigten in Deutschland ist die Stahlindustrie wichtiger Wirtschaftsfaktor der Bundesrepublik. Gleichzeitig ist sie für rund acht Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Entsprechend hoch ist der Bedarf klimafreundlicher Stahlerzeugungs-Technologien. Eine davon ist der Ersatz von Kohle durch Grünen Wasserstoff bei der Eisenreduktion. Die Salzgitter AG erforscht den Einsatz dieses Verfahrens zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft und weiteren Partnern.

Unter dem Namen SALCOS (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) will der Konzern eine langfristig angelegte Klimastrategie für die nachhaltige Stahlproduktion verfolgen. Berechnungen zeigen, dass durch die schrittweise Umstellung auf Eisenreduktion mit Grünem Wasserstoff die Salzgitter AG zunächst 50 Prozent der CO2-Emissionen vermeiden kann, später sogar bis zu 85 Prozent.

Eine klimafreundliche Stahlproduktion dank Grünem Wasserstoff würde Deutschlands Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft weiter voranbringen. Aus diesem Grund besuchte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am Montag, den 13. Juli, das Stahlwerk der Salzgitter AG zusammen mit dem Innovationsbeauftragen für Grünen Wasserstoff des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Dr. Stefan Kaufmann.

Das BMBF hat bis Mai 2020 zunächst die Machbarkeitsstudie MACOR gefördert und setzt seine Förderung nun mit dem Nachfolgprojekt BeWiSe fort. Ziel der Förderung ist das Aufzeigen von Möglichkeiten, wie Stahlwerke wettbewerbsfähig und im laufenden Betrieb Wasserstofftechnologien in ihre Produktionsanlagen integrieren können. Nach ihrem Besuch im Stahlwerk diskutierten Karliczek und Kaufmann zusammen mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft zudem weitere Möglichkeiten der Wasserstoffnutzung. Drei norddeutsche Projekte standen dabei im Fokus:

Wasserstoffprojekte im Bremer Industriehafen

Aktuell führt die Universität Bremen mit verschiedenen Partnern die Machbarkeitsstudie "H2B" durch. Die Studie wird mit Mitteln der Bremer Aufbaubank und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.
Der Bremer Industriehafen soll Standort für ein Verbundprojekt von ansässigen Industrieunternehmen und Energieversorgern sein. Es geht um eine Transformationsplattform und den ersten Wasserstoff-Hub in Bremen (HyBit) für die grüne Wasserstoffwirtschaft.

Mit rund 50 Prozent der lokalen CO2 Emissionen ist ein Stahlwerk im Industriehafen Dreh- und Angelpunkt der lokalen Klimaanstrengungen. Im Stahlwerk könnte eine großskalige Wasserstoffproduktion von bis zu 300 Megawatt entstehen. Anstatt der Kohle würde dann – wie in Salzgitter – Wasserstoff für die Stahlproduktion eingesetzt. Um die Kohle im Stahlwerk bis zum Jahr 2050 allerdings vollständig abzulösen, ist eine Elektrolysekapazität von einem Gigawatt notwendig.

H2Hanse aktiviert grüne Wasserstoffwirtschaft in der Nord- und Ostsee
Die Wasserstoff-Hanse (H2Hanse) will im Nord- und Ostseeraum einen gemeinsamen Transformationsprozess hin zu einer grünen Wasserstoffwirtschaft anschieben. Stahl, Zement, Chemikalien und andere Stoffe könnten dann in Zukunft mit Grünem Wasserstoff hergestellt werden. Rund um Nord- und Ostsee spart dies schätzungsweise bis zu 32 Millionen Tonnen CO2 jährlich und könnte in den kommenden Jahren rund 7,5 Milliarden Euro Investitionen hervorrufen.

Von Bremen über Gent und Gröningen bis hin nach Göteburg, Fredericia und Aberdeen könnte ein europäischer Verbund aus Wasserstoff-Hubs entstehen, in denen eine gemeinsame Wasserstoffwirtschaft demonstriert wird. Erkenntnisse dieser Region könnten anschließend auf andere Standorte übertragen werden. Durch das international harmonisierte Vorgehen ließe sich der Wasserstoffmarkt schneller aktivieren und die Wirtschaft erhielte konkrete Angebote für Investitionen. H2Hanse ist eine Projektidee von Dr. Torben Stührmann, Projektleiter an der Universität Bremen, die er zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft umsetzen möchte.

Derzeit können innovative Projektideen, die aufzeigen, wie Deutschland der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft gelingt, beim Ideenwettbewerb des Bundesforschungsministeriums eingereicht werden.

Weitere Informationen über die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung.