Hitze, Stürme, Feinstaub: Computer revolutionieren die Stadtplanung

Wie werden städtische Hitzeinseln in 10, 20 oder 30 Jahren aussehen? Und wie kann Stadtplanung auf diese Herausforderungen reagieren? Die Eröffnungsveranstaltung des vom BMBF geförderten Projektverbunds „MOSAIK-2“ am 28. Januar 2020 gab Antworten auf wichtige Fragestellungen zu Stadtklima und städtischer Luftqualität.

Der Projektverbund „MOSAIK-2" leitet in der Fördermaßnahme „Stadtklima im Wandel" die Entwicklung eines neuen digitalen Stadtklimamodells und hat heute die zweite Phase mit einer besonderen Veranstaltung eingeleitet. Im „Königlichen Pferdestall" begrüßte der Vizepräsident der Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr.-Ing. Peter Wriggers, seine Gäste. Dazu gehörten der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Belit Onay, der Vertreter des fördernden BMBF-Referats, Dr. Karsten Hess, und der Präsident der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Prof. Dr. Gerhard Adrian. Zur Veranstaltung geladen waren Gäste aus Wissenschaft, Stadtverwaltungen und Politik. Wenn Vertreter aus Kommunen, dem Bundesland und der Bundesregierung die Eröffnungsveranstaltung eines Forschungsprojekts besuchen, ist das Thema offensichtlich hoch relevant. Die Teilnahme des Präsidenten der Weltorganisation für Meteorologie zeigt darüber hinaus die internationale Dringlichkeit der Fragen, denen sich das Projekt MOSAIK-2 widmet. Zu diesen Fragen gehören die konkrete Ausprägung von Hitzewellen in einer größeren Stadt, wie etwa Berlin, die Ausbreitung von Luftschadstoffen, wie Stickoxide, sowie die Relevanz von Frischluftschneisen.

Ziel der Fördermaßnahme, bzw. des Projekts MOSAIK ist es, ein digitales Werkzeug für Anwender in Stadtverwaltungen, Stadtplanungs- sowie in Umweltämtern zu schaffen, das eine vorausschauende und nachhaltige Stadtplanung möglich macht. Das Projekt MOSAIK hat in der ersten Phase ein beeindruckendes digitales Werkzeug geschaffen, das im Forschungseinsatz bereits erste Ergebnisse vorweisen kann. In der zweiten Phase soll das Computerprogramm zur Berechnung des Stadtklimas nun zu einem Produkt weiterentwickelt werden, das auch den Bedürfnissen von Kommunen und anderen Praxisanwendern entspricht. Gleichzeitig soll das Stadtklimamodell auch für die wissenschaftliche Forschung genutzt und entsprechend weiterentwickelt und evaluiert werden. Der Forschungs-Verbund mit acht Partnern wird vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Leibniz Universität Hannover koordiniert und vom BMBF in Phase 2 der Maßnahme mit ca. 4,5 Millionen Euro gefördert. Die Maßnahme „Stadtklima im Wandel" ist gleichzeitig der erste Baustein der Leitinitiative „Lokale Klima- und Umweltmodelle" der BMBF-Digitalstrategie. Die Leitinitiative soll Städte und Regionen mit Hilfe digitaler Anwendungen dabei unterstützen, Nachhaltigkeitsziele wie Resilienz, Klimaschutz und Umweltschutz zu erreichen. Dafür schafft das BMBF digitale Tools, die die Daten und Modelle aus der Forschung nutzbar machen für Anwender in Städten und Regionen. Weitere Bausteine sind die im Frühjahr 2020 startende Fördermaßnahme „Regionale Informationen zum Klimahandeln" sowie eine geplante Fördermaßnahme zur Verknüpfung von lokalen Klimamodellen mit weiteren Umweltmodellen.

Ein Highlight der Veranstaltung waren die Präsentationen von Dr. Björn Maronga und Prof. Dr. Siegfried Raasch (beide Leibniz Universität Hannover): Sie zeigten stellvertretend für den Projektverbund, wie Computersimulationen mit dem neuen Stadtklimamodell in Zukunft helfen können, auf Basis von Szenarien oder Wetterprognosen konkrete Extremwetter-Belastungen einer Stadt im Voraus zu berechnen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dr. Maronga präsentierte dazu einige beeindruckende Ergebnisse aus der ersten Phase der Fördermaßnahme. Herr Prof. Dr. Raasch zeigte auf, wie wichtig transdisziplinäre Zusammenarbeit von Meteorologen, Stadtplanern und Informatikern für ein erfolgreiches Projekt ist.

Das Stadtklimamodell wird allen Städten in Deutschland als „Open Source"-Anwendung zur Verfügung gestellt. Klimadienstleister wie GERICS, GEO-NET und der Deutsche Wetterdienst können Städte dann bei der Anwendung unterstützen.