01.11.2021 28.02.2025
Bewerbungsphase
Auswahlphase
Förderphase

Wissenschaftliche Begleitung der Wiederaufbauprozesse nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen – Klimaanpassung, Hochwasser und Resilienz (KAHR)

Nach dem Hochwasser 2021 in Westdeutschland standen die betroffenen Regionen vor großen Herausforderungen. Wie kann der Neuaufbau resilient gegenüber dem Klimawandel gestaltet werden? Die BMBF-Förderinitiative KAHR begleitete betroffene Kommunen, Bevölkerung und Wirtschaft mit wissenschaftlicher Expertise.

Wissenschaftliche Begleitung für den klimaresilienten Wiederaufbau in den Flutgebieten

Das Hochwasser 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gehört zu den größten Naturkatastrophen, die Deutschland in den letzten 100 Jahren getroffen hat. Die betroffenen Regionen standen – und stehen auch weiterhin – vor den Herausforderungen des Neuaufbaus. Das BMBF startete kurz nach dem Starkregenereignis eine Förderinitiative. Ziel der Sofortmaßnahme war es, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und zur Klima-Anpassung für die Prozesse des Aufbaus und für die beteiligten Handelnden zur Verfügung zu stellen. Die Regionen wurden von 2021 bis Februar 2025 mit wissenschaftlicher Expertise dabei unterstützt, zukunftssichere, resiliente und klimafeste Strukturen zu gestalten.

Unterstützung durch Untersuchung des Hochwasserereignisses, Bewertung von Vorsorgemaßnahmen und bedarfsorientierte Beratung

Um für die Zukunft zu lernen, richtete das Projekt auch den Blick zurück. Das Hochwasserereignis und die maßgebenden Prozess- und Wirkungsketten wurden wissenschaftlich untersucht. Dafür wurden unter anderem die hydrologischen Rahmenbedingungen der Flut rekonstruiert und Vorsorgekonzepte, anfällige Strukturen sowie Schadensmuster analysiert. Die Erkenntnisse ermöglichen, dass die Schutzwürdigkeit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, bestimmter Siedlungsbereiche und kritischer Infrastrukturen zukünftig bei der Vorsorge und dem Risikomanagement stärker berücksichtigt werden.

Das hinsichtlich seiner Fachexpertise breit aufgestellte Konsortium bot den unterschiedlichen Stakeholdern auf Kommunal-, Regional- und Landesebene eine interdisziplinäre wissenschaftliche Beratung zu verschiedenen Themen des Wiederaufbaus und aktueller Vorsorge- und Schutzstrategien an, zum Beispiel beim Objektschutz und der Umsiedlung. Dafür waren die Projektpartnerinnen und -partner während der dreijährigen Projektlaufzeit auch in den Hochwassergebieten vor Ort. Gemeinsam wurden die Chancen und Herausforderungen für einen resilienteren Aufbau von Infrastrukturen und Gebäuden erarbeitet und konkrete Strategien und Maßnahmen diskutiert und umgesetzt. Diese umfassten ein breites Spektrum, wie zum Beispiel die detaillierte Hochwassermodellierung für die betroffenen Regionen, die Überarbeitung von Hochwasser-Risikokarten, die Beurteilung geplanter Hochwasserschutzmaßnahmen sowie die Beratung der Kommunen etwa zu Wiederaufbaustrategien und konkreten baulichen Maßnahmen.

Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis für zukunftsfähige Strukturen

Mit Blick auf zukünftige Ereignisse sind die Ergebnisse aus den geförderten Forschungsprojekten sowie die Erfahrungen von Privathaushalten, Unternehmen und kommunalen Einrichtungen innerhalb des Neuaufbaus eine wichtige Wissensquelle, sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxispartner. Die Ergebnisse des Projekts wurden auf der Synthese- und Vernetzungskonferenz von KAHR vorgestellt.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellte für den gesamten Verbund mit insgesamt 13 Partnern Fördermittel von rund 5,2 Millionen Euro bereit.

Das Projektkonsortium bündelte ein weites Spektrum an Fachexpertisen

Mit der Sofortmaßnahme förderte das BMBF in Höhe von rund 5,2 Millionen Euro 13 Partnerinnen und Partner aus unterschiedlichen Fachbereichen, die im Verbund KAHR eng zusammenarbeiteten. Die Gesamtkoordination übernahm Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann von der Universität Stuttgart. Der Verbund vereinte Fachexpertisen aus den Bereichen Stadt- und Raumplanung, Hydrologie sowie Wasserbau und -wirtschaft, Gebäudetechnologie, Natur- und Umweltrisiken sowie aus der Innovations- und Systemforschung. Durch bisherige Arbeiten waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits gut in den Regionen vernetzt. Ganz besonders zeichnete das Projekt aus, dass auch zwei Praxispartner aus den beiden Hochwassergebieten zu den Verbundpartnern zählten. Dem Wasserverband Eifel-Rur (NRW) und dem Landkreis Ahrweiler (RLP) kamen im Projekt eine Schlüsselrolle im Projekt zu. Durch ihre enge Einbindung und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis wurden die Herausforderungen in den betroffenen Regionen direkt aufgriffen und die Bedarfe vor Ort berücksichtigt.

Organisationsstruktur des Projekts

Die Umsetzung des Projekts fand in enger Abstimmung mit den beiden Bundesländern statt. Zudem wurden die Entscheidungsträger vor Ort in den Kommunen und bei Verbänden sowie Bürgerinnen und Bürger einbezogen. Das Projektkonsortium war mit Vor-Ort-Büros in den Regionen präsent und arbeitete in zwei Teams, die jeweils in den Hochwassergebieten in RLP und NRW die Arbeit vor Ort und die Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden abstimmten:

  • Rheinland-Pfalz – Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann (Universität Stuttgart), Vor-Ort-Büro: IQIB Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung
  • Nordrhein-Westfalen – Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf (RWTH Aachen), Vor-Ort-Büro: RWTH Aachen

Darüber hinaus bündelten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Fachkompetenzen in zwei Schwerpunktthemen:

  • Im Schwerpunkt „Räumliches Risikomanagement" ging es darum, Schutz- und Planungskonzepte weiterzuentwickeln. Mit einem risikobasierten Ansatz wurden wasserwirtschaftliche, raumplanerische, städtebauliche und sozialwissenschaftliche Expertisen miteinander vereint. Dafür wurden unter anderem ausgewählte Planungsprozesse oder Planungsinstrumente untersucht und Entscheidungs- und Bewertungsprozessen auf der Ebene von Haushalten und Unternehmen sowie kommunalen Akteuren betrachtet.
  • Mit den Arbeiten im Schwerpunkt „Hochwasser-Risiko-Analysen" wurde die Hochwasservorsorge weiterentwickelt und zukünftige Veränderungen von Gefahren, Verwundbarkeiten und Risiken in den Blick genommen. Dafür wurden die Gefahren- und Risikokarten überarbeitet und verschiedene Zukunftsszenarien für Hochwasserereignisse entworfen.

Das Team für RLP

  • Hochschule Koblenz, Fachrichtung Bauingenieurwesen, Prof. Dr. Lothar Kirschbauer
  • IQIB – Institut für qualifizierende Innovationsforschung und -beratung, Dr.-Ing. Michael Boronowsky
  • Landkreis Ahrweiler, Abteilung Strukturentwicklung, Michael R. Schäfer
  • Technische Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft, Prof. Dr. Robert Jüpner
  • Universität Potsdam, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie, Prof. Dr. Annegret Thieken
  • Universität Stuttgart, Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung, Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann

Das Team für NRW

  • Deutsches Institut für Urbanistik, Dipl.-Ing. Jens Hasse
  • Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Department Stadt- und Umweltsoziologie, Prof. Dr. Christian Kuhlicke
  • Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ, Sektion Hydrologie, Prof. Dr. Bruno Merz
  • HochwasserKompetenzCentrum, Georg Johann
  • RWTH Aachen, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf
  • Technische Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, Prof. Dr.-Ing. Stefan Greiving
  • Wasserverband Eifel-Rur, Dr. Gerd Demny

Zuletzt geändert am