ExTrass-V – Urbane Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen – Typologien und Transfer von Anpassungsstrategien in kleinen Groß- und Mittelstädten verstetigen

Die Resilienz von Groß- und Mittelstädten gegenüber Extremwetterereignissen zu stärken, ist Ziel des Projektes ExTrass-V. Zur Resilienz-Bewertung wird nun ein Tool entwickelt. Zudem steht der Transfer im Fokus: Wie können Stadtquartiere und Städte voneinander lernen?

Größere Städte sind durch den Wärmeinsel-Effekt und ihre starke Bodenversiegelung besonders von Wetterextremen wie Hitze und Starkregen betroffen. Diese bergen hohe gesundheitliche Risiken für die städtische Bevölkerung – etwa durch unangepasste Verhaltensweisen in Gefahrenlagen oder durch mangelnde Vorsorge – und verursachen immense Sachschäden. Daher verfolgt ExTrass-V die Ziele

  • die Resilienz von Groß- und Mittelstädten gegenüber Hitze und Starkregen zu stärken,
  • die Stadtverwaltungen dazu zu befähigen, eigenständig die städtische Resilienz zu bewerten und darauf aufbauend passgenaue Maßnahmen zur Verbesserung durchzuführen sowie
  • Transferpotenziale innerhalb von Städten sowie zwischen Groß- und Mittelstädten besser nutzbar zu machen.

Dabei wird Resilienz als adaptiver (Lern-)Prozess verstanden, in dem Kommunen Maßnahmen aufgreifen und umsetzen, von denen ein schadensreduzierender Effekt bei Wetterextremen erwartet wird wie zum Beispiel die Reduktion von Sachschäden oder von Rettungseinsätzen. ExTrass-V fokussiert sich auf kleine Großstädte (100.000 bis 500.000 Einwohnende) und kreisfreie Mittelstädte (mehr als 50.000 Einwohnende), mit besonderem Fokus auf die drei ausgewählten Fallstudienstädte Potsdam, Remscheid und Würzburg.

Die Anfang 2022 gestartete Umsetzungsphase schließt an eine dreijährige Forschungs- und Entwicklungsphase an. Darin wurde mit unterschiedlichen Ansätzen der Stand der Klimaanpassung in ca. 100 Groß- und Mittelstädten bundesweit erfasst und eine Typisierung der Städte vorgenommen. Für etwa 20 dieser Städte wurde deren klimapolitische Entwicklung aufgearbeitet. Auf der Grundlage beider Untersuchungsschritte konnten begünstigende und hemmende Faktoren sowie besonders erfolgreiche Lösungen, aber auch Sackgassen in der Klimaanpassung identifiziert werden.

Parallel zu der Typisierung der Städte stand die konkrete Verbesserung der Klimaresilienz in den drei Fallstudienstädten Potsdam, Remscheid und Würzburg im Fokus. Hier setzten die Städte konkrete Maßnahmen um, wie etwa Fassadenbegrünungen in Remscheid und Würzburg. Darüber hinaus wurde die kommunale Risikokommunikation zu Hitze und Starkregen in den Fallstudienstädten verbessert, um die Vorsorge und Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung und in sozialen Einrichtungen mit vulnerablen Personen zu verbessern. Zudem wurde die städtische Notfallplanung gestärkt. Das Projektteam erarbeitete mit den kommunal zuständigen Fachbereichen bessere Planungsgrundlagen zum Stadtklima und verbesserte die Integration der Klimaanpassung in die Stadtplanung. Zentrale Aspekte in der Forschungs- und Entwicklungsphase waren zudem die wissenschaftliche Begleitung und Evaluierung sowie die systematische Erfassung des Transferpotenzials für viele der Maßnahmen.

Schnelle & unkomplizierte Hilfe für Stadtverwaltungen: Entwicklung eines Web-Tools zur Bewertung der Resilienz von Städten

In der Umsetzungsphase liegt der Fokus auf der Erarbeitung eines webbasierten Resilienztools, mit dem künftig Stadtverwaltungen die städtische Resilienz indikatorbasiert selbst bewerten können. Auf der Grundlage der Bewertung können Stadtverwaltungen passgenaue Maßnahmen aus einer Liste von Steckbriefen auswählen und Aktionspläne erstellen, umsetzen und evaluieren. In den drei Städten Potsdam, Remscheid und Würzburg werden zudem konkrete Maßnahmen, die an die F+E-Phase anschließen, als Pilotvorhaben implementiert. Hierbei geht es beispielsweise um

  • die Umsetzung einer klimaresilienten Quartiersentwicklung in Potsdam,
  • die Erarbeitung von Konzepten zur Hitzevorsorge (Potsdam), Verschattung (Würzburg) und blau-grünen Infrastruktur (Remscheid),
  • die Umsetzung einer Begrünungsmaßnahme in Remscheid und
  • die Anpassung der entwickelten Risikokommunikationsmaterialien auf weitere vulnerable Gruppen.

All diese Maßnahmen werden wissenschaftlich begleitet, um Wirksamkeiten, Konflikte und Synergien herauszuarbeiten sowie Wege und Mechanismen des Transfers von Klimaanpassungsmaßnahmen aufzuschlüsseln. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse fließen in das Resilienztool ein. Darüber hinaus wird die bundesweite Bestandsaufnahme zur kommunalen Anpassung an den Klimawandel, die in der Forschungs- und Entwicklungsphase durchgeführt wurde, aktualisiert und auf weitere mittelgroße Städte angewendet.

Für dieses Projekt stellt das BMBF 1,32 Millionen Euro zur Verfügung.

Projektleitung
Prof. Dr. Annegret Thieken
Universität Potsdam - Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät - Professur für Geographie und Naturrisikenforschung
Karl-Liebknecht-Str. 24-25
14476 Potsdam

Tel.: +49(0) 331 977-2984
E-Mail: thieken@uni-potsdam.de

Projektseite ExTrass

Zuletzt geändert am