Monatsthema Oktober "Ernährungssicherheit": Gerechtigkeit und Nahrung

Am 24.10. begehen die Vereinten Nationen den Welttag der Informationen über Entwicklungsfragen. Die Nachwuchsgruppe „Food for Justice“ erforscht, wie weltweit mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Nahrungsmittel herrschen könnte. Dabei untersucht sie insbesondere die Aspekte Ungleichheit und Gerechtigkeit, Rechte und Demokratie.

Die Welt produziert genügend Nahrung für alle. Und dennoch hungern rund 820 Millionen Menschen, zwei Milliarden leiden an Mangelernährung. Ungleichheiten - wirtschaftliche, soziale, politische, kulturelle und ökologische – verhindern, dass Nahrungsmittel gerecht verteilt werden. Die Bekämpfung des Hungers ist eines der zentralen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Bis 2030 soll nach dem Willen der Weltgemeinschaft kein Mensch mehr Hunger leiden. Zum Welttag der Informationen über Entwicklungsfragen der vereinten Nationen am 24. Oktober stellen wir die BMBF-Forschergruppe „Food for Justice" vor.

Die Nachwuchsgruppe „Food for Justice" am Lateinamerika-Institut der Freien Universität Berlin stellt sich die Frage: "Wie werden wir in Zukunft die Welt ernähren?". In diesem Diskurs dreht sich vieles um die Faktoren Ungleichheit und Gerechtigkeit, Rechte und Demokratie. Es gibt eine zunehmende Politisierung in der Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum von Nahrungsmitteln, da die Beziehungen der Nahrungsmittelherstellung durch wirtschaftliche, soziale, politische, kulturelle und ökologische Ungleichheiten strukturiert sind. Während in vielen Industrienationen die Zahl der Vegetarier, Veganer und Frutarier zunimmt, möchten viele Menschen in Schwellenländern im Zeichen des neuen Wohlstands vermehrt Fleisch essen.

Soziale Aspekte der Ernährungssicherheit erforschen

Food for Justice um die Junior-Professorin Renata Campos Motta kombiniert theoretische Perspektiven von Geschlechter-, Umwelt- und postkolonialer Forschung mit dem Konzept der globalen Ungleichheiten und bezieht sich auf die soziale Bewegungsforschung in Bezug auf Nahrungsmittelgerechtigkeit. Sie untersucht Herausforderungen und Lösungen sowohl in Deutschland als auch in Brasilien. Food for Justice befasst sich etwa mit der sozialen Mobilisierung etwa in Form von Demonstrationen zur Grünen Woche unter dem Motto „Wir haben es satt". Diese soziale Mobilisierung zielt auf Ungerechtigkeiten im Ernährungssystem ab. Ebenso befasst sich Food for Justice mit sozialen und politischen Innovationen, die auf Ungleichheiten eingehen, die die Ernährungssicherheit untergraben wie Klasse, Geschlecht, Rasse, Ethnizitäten und Nationalität.

Ökologie, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft wachsen zusammen

Das Bundesforschungsministerium fördert die Nachwuchsgruppe im Rahmen der Förderinitiative „Bioökonomie als gesellschaftlichen Wandel". Die Transformation hin zu einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaftsweise stellt eine große gesellschaftliche und politische Herausforderung dar. Die Umgestaltung wird durch wissenschaftliche und technische Innovationen vorangetrieben, ihr Gelingen hängt aber auch entscheidend von sozialen Prozessen ab. Ökologie, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft werden neu verknüpft.
Komplexe Wechselwirkungen und unerwarteten Nebeneffekte werden oft erst in der systemischen Betrachtungsweise einer übergreifenden sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive erkennbar. Das Ziel ist, sozioökonomische Forschung als Teil einer umfassenden bioökonomischen Strategie zu etablieren, sie mit der natur- und technikwissenschaftlichen Forschung zu verzahnen und ihre Ergebnisse als wichtige Beiträge zur Umsetzung einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaftsweise zu nutzen.