Maẞgeschneiderte Elektrifizierung: Wie das PeopleSuN-Projekt die Energieversorgung in Nigeria voranbringt

Vier Jahre Forschungsarbeit, 4700 befragte Haushalte und Unternehmen, zwei Tools und ein Wissenspool: Das PeopleSuN-Projekt zeigt, was es braucht, damit Off-Grid-Lösungen die nachhaltige Stromversorgung in Nigeria voranbringen können.

Das Projekt PeopleSuN hatte das Ziel, den Zugang zu zuverlässiger und nachhaltiger Energie in bislang unterversorgten Regionen in Nigeria zu verbessern. Wissenschaftler des Reiner Lemoine Instituts und dessen deutsche und nigerianische Partnerorganisationen zeigen in einem Practitioner's Guide, wie genau das möglich ist. Darin sind alle Ergebnisse aus vier Jahren Forschungsarbeit gebündelt.

Was sind die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt?

Inhaltlich lassen sich folgende Schlussfolgerungen aus dem Projekt ziehen:

Nigeria ist ein sehr diverses Land. Das zeigt sich auch bei der Energienutzung und der Energienachfrage. Mithilfe der Daten lässt sich nun aber sagen: Ein Technologiemix aus Mini-Grids, also zentralen Solarsystemen, die mehrere Haushalte oder ganze Dörfer über ein lokales Stromnetz versorgenund Solar-Home-Systems (SHS), das sind kleine individuelle Solaranlagen für Einzelhaushalte, ist immer am sinnvollsten für die Ansprüche von nicht-elektrifizierten ländlichen Gemeinden.

Eine Generallösung für die Elektrifizierung gibt es nicht. Aus der Analyse der Daten geht hervor: Wie der Elektrifizierungsmix aussieht, ist abhängig von Siedlungsmustern, Umfang der produktiven Nutzung und der Entfernung zwischen den Verbrauchern.

Die Daten wirken wie eine Schablone: Die erhobenen Daten zeigen, wie bereits elektrifizierte Haushalte den Strom nutzen, welche elektrische Geräte sie besitzen und zu welchen Zeiten sie diese nutzen. Das gibt Aufschlüsse über Gebiete, die noch keinen oder unzureichenden Zugang zu Strom haben, aber ähnliche sozioökonomische und kulturelle Bedingungen aufweisen wie die Befragten.

Wie helfen die Erkenntnisse bei der Elektrifizierung in Nigeria?

Die Erkenntnisse sind in Tools und Modelle eingeflossen und sind praktisch nutzbar. Entwickler, Energieplaner, Wissenschaftler und Regierungsvertreter und Vertreter von Gemeinden können mit den Tools und den Modellen Elektrifizierungs-Szenarien für bestimmte Gemeinden entwerfen.

Vier direkt anwendbare Ergebnisse sind aus dem Projekt hervorgegangen:

Zusammen mit der lokalen Organisation eHealth Africa haben die Wissenschaftler des RLI vor Ort rund 4700 Haushalte und Unternehmen befragt und so einen riesigen offenen Datensatz mit qualitativen und quantitativen Daten zur tatsächlichen Energienutzung in Nigeria erstellt. Wie viel Strom wird wann wo und von wem benötigt? Die Antworten darauf liefern die Daten.

Ein webbasiertes Planungs-Tool ist an den nigerianischen Kontext angepasst und hilft dabei, Off-Grid Systeme zu planen. Das Tool simuliert und optimiert netzunabhängige Stromversorgungssysteme in Nigeria mit Solar Home Systems und Solar Mini-Grids.
Ein Finance and Assessment Tool ist ein open-source Excel-Tool, mit dem die Kosten für Off-Grid Systeme in Nigeria berechnet und skaliert werden können.

Mit dem Nigeria Off-Grid Solar Hub ist erstmalig eine Plattform entstanden, in dem das Wissen zum Thema Off-Grid Elektrifizierung in Nigeria gesammelt, weiterentwickelt und für alle zugänglich wird.

Infos zum Projekt:

Im Forschungs- und Entwicklungsprojekt Projekt „People Power: Optimizing off-grid electricity supply systems in Nigeria" (PeopleSuN) wurden Elektrifizierungsstrategien für den ländlichen Raum mithilfe von Off-Grid-Photovoltaiksystemen entwickelt. Der Fokus lag dabei nicht allein auf technischen Lösungen, sondern insbesondere darauf, ein Verständnis für lokale Bedürfnisse und realistische finanzielle Rahmen zu entwickeln, um den Einsatz von Off-Grid-Systemen optimieren zu können.

Das PeopleSuN-Konsortium bestand neben dem RLI aus weiteren deutschen und nigerianischen Organisationen: der Technischen Universität Berlin, dem Wuppertal Institut, der MicroEnergy International GmbH, Fosera GmbH&Co KG, Covenant University, Obafemi Awolowo University, Université Abdou Moumouni of Niamey, PowerGen Renewable Energy Ltd., Creeds Energy Ltd.,  Clean Technology Hub Energy Innovation Centre sowie der nigerianischen Rural Electrification Agency.
PeopleSuN erhielt eine finanzielle Förderung im Rahmen der Förderrichtlinie „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen" des Bundesministeriums für Forschung, Technoligie und Raumfahrt.

Zum Material des Projektes