Zukunftsstadtkonferenz 2019: Systemische Mobilitätsforschung verbindet technologische und soziale Innovationen für die Mobilität der Zukunft

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf Mobilitätsbedürfnisse und Verkehrsverhalten unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen? Wie werden diese akzeptiert? Diese und weitere Leitfragen diskutierten Kommunalvertreter und Wissenschaftler auf der Zukunftsstadt-Konferenz am 2. Dezember 2019 in Münster.

In seiner Einführung zum Workshop „Mobilität der Zukunft – vernetzt und nachhaltig" gab Florian Frank, Leiter des BMBF-Referats „Systemische Mobilität; Zukunftsstadt", den Start des Wettbewerbs MobilitätsWerkStadt 2025 bekannt. Das BMBF unterstützt im Rahmen der Förderbekanntmachung rund 50 kommunale Projekte. Gemeinsam mit relevanten Akteurinnenen und Akteuren aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Forschung erarbeiten die Kommunen von Januar 2020 an lokal angepasste Lösungen für eine nachhaltige Mobilität. Die Fördermaßnahme ist Teil der Forschungsagenda Nachhaltige urbane Mobilität. Die Forschungsagenda setzt auf eine systemische Perspektive, bei der technische und soziale Innovationen zusammengedacht werden.

Prof. Maximilian Schwalm arbeitet an der RWTH Aachen und ist Geschäftsführer der e.2GO GmbH. In seiner Keynote stellte Prof. Schwalm seinen visionären Ansatz für einen Mobilitätsmix in der Zukunftsstadt vor, in dem mobility hubs an der Stadtgrenze Pendlern den Umstieg in automatisierte Elektrofahrzeuge ermöglichen und sie effizient und klimaschonend zum Ziel bringen sollen.

Über das Thema automatisiertes und vernetztes Fahren sprach auch Dr. Christine Eisenmann vom Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das Projekt CADIA ist eine deutsch-japanische Forschungskooperation, die einen Vergleich zwischen den beiden Staaten erarbeiten wird. Untersucht werden die sozioökonomischen Folgeabschätzungen des autonomen Fahrens. Welche Einflussfaktoren gibt es bei der gesellschaftlichen Akzeptanz in den beiden Ländern? Bestehen geographische, soziale oder regulatorische Unterschiede?

Marvin Gehrke leitet das Projekt „Move Urban – Flächeneffiziente Siedlungs- und Mobilitätskonzepte in wachsenden urbanen und neuen suburbanen Wohnquartieren". In einem Reallabor im suburbanen Berliner Stadtteil Spandau erforscht das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) den Rechtsrahmen für flächensparende, integrierte Mobilitätsangebote im Quartier und mögliche Betreibermodelle. Parallel zum Entstehen eines neuen Stadtquartiers im Entwicklungsgebiet „WATERKANT" in Berlin werden einerseits konkrete Handlungsmöglichkeiten zur Umsetzung solcher Konzepte im Projektgebiet untersucht – andererseits sollen Erkenntnisse zur Übertragbarkeit auf andere Neubauquartiere gewonnen werden.

Die Möglichkeiten für die Kommunen, die das Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2020 der Bundesregierung bietet, stellte Alexandra Mause vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) vor. Sie legte hier den Fokus auf das Förderprogramm des BMVI im Rahmen der Richtlinie zur „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme". Das Förderprogramm zielt darauf ab, Vorhaben im Bereich der Digitalisierung des Verkehrssystems umzusetzen, die kurz- bis mittelfristig zur Emissionsreduzierung der Luftschadstoffe beitragen können. Dazu zählen etwa Maßnahmen zur Vernetzung der Verkehrsträger, Angebote zur Stärkung des ÖPNV und zur Veränderung des Mobilitätsmixes, eine effiziente Logistik und intelligente Verkehrsinfrastruktur, den bedarfsorientierten Einsatz von automatisierten Fahrzeugen im Stadtverkehr und im Schienenverkehr sowie die umfassende Verfügbarmachung von Umwelt, Mobilitäts- und Verkehrsdaten.

Abschließend diskutierten die Gäste des Workshops gemeinsam mit den Referentinnen und Referenten im World Café über die gewonnen Erkenntnisse und Handlungsmöglichkeiten zu den vorgestellten Themen und Projekten.