Wasserforschung verbindet: Beteiligte aus Deutschland und dem Mittleren Osten gehen Wasserprobleme gemeinsam an
Auch unter schwierigen politischen Bedingungen ist wissenschaftliche Zusammenarbeit möglich und dringend notwendig, um wirkungsvolle Lösungen gegen die Wasserknappheit im Mittleren Osten zu entwickeln. Forschende aus Deutschland, Israel, Jordanien und den palästinensischen Gebieten haben in drei Kooperationsprojekten der Fördermaßnahme MEWAC an praxisnahen Lösungen für die Region geforscht: ein wasser- und energieeffizientes Verfahren für den Pflanzenanbau in Trockengebieten, ein neues Modell für die grenzüberschreitenden Grundwasserressourcen am Yarmouk und Dürrefrühwarninformationen für Grundwasserleiter.

Nach knapp vier Jahren stehen die drei letzten Projekte zur Maßnahme „Wasserforschung im Nahen und Mittleren Osten" (MEWAC) vor ihrem Abschluss. Mit MEWAC fördert das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) seit 2021 in zwei Modulen neue Technologien für eine effizientere Wassernutzung und ein integriertes Wassermanagement. Die Projektbeteiligten aus Deutschland, Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten stellten ihre Ergebnisse bei einem Treffen Anfang Juni in der Nähe von Berlin vor. Trotz geopolitischer Spannungen sei es wichtig, die Tür für den wissenschaftlichen Austausch offenzuhalten, betonten die Projektpartnerinnen und -partner. Nur durch weitere Forschung und fundierte Information ließen sich die akuten und durch den Klimawandel weiter zunehmenden Wasserprobleme in der Region bewältigen.
Ein zentraler Baustein hierfür sind verbesserte Informationen zum Zustand von grenzüberschreitenden Grundwasserleitern. Im Kooperationsprojekt GRaCCE haben die Beteiligten auf Basis von Wetterdaten, hydrogeologischen Messungen und Modellierungen ein Verfahren entwickelt, das die Neubildung von Grundwasser im „Western Mountain Aquifer", einem für die Wasserversorgung zentralen Süßwasserreservoir, präziser vorhersagt. So können Dürregefahren und ein künftiger Wassermangel besser abgeleitet und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die Frühwarninformationen können über eine Webanwendung abgerufen werden. Zudem lassen sich die im Projekt eingesetzten Methoden auch auf andere Regionen mit ähnlichen klimatischen Bedingungen übertragen.
Die Untersuchungen des Projektes TransFresh liefern erstmals eine detaillierte Datenbasis zu den ober- und unterirdischen Wasserressourcen im grenzüberschreitenden Yarmouk-Becken zwischen Israel, Jordanien und Syrien. Die Vorkommen sind immens wichtig für das Wassermanagement in der Region, sodass dort großes Interesse an diesen Daten besteht. Die Daten gehen in ein neu entwickeltes numerisches Grundwassermodell ein, mit dem die Auswirkungen verschiedener Managemententscheidungen prognostiziert werden können.
Große Potenziale zur Einsparung von Wasser und Energie beim Pflanzenanbau in Trockengebieten konnten im Projekt EXALT durch ein neues wärmegekoppeltes Entsalzungsverfahren ermittelt werden. Mithilfe von Wärmepumpen wird dabei in Gewächshäusern sowohl die Luft gekühlt als auch salzhaltiges Wasser entsalzt, das anschließend für die Pflanzenbewässerung wiederverwendet wird. So lässt sich der Wasserverbrauch mit geschlossenen Gewächshäusern um bis zu 93 Prozent reduzieren.
Die drei Kooperationsprojekte sind 2021 im Modul A der Maßnahme MEWAC angelaufen. Es fördert multilaterale Kooperationen zwischen Forschungspartnern aus Deutschland, Israel und weiteren Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Modul A wird mit einer korrespondierenden Bekanntmachung des israelischen Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Technologie (MOST) unterstützt.
Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Jordanien wurde auf dem MEWAC-Transfertreffen um eine Facette erweitert. Das jordanische Ministerium für Wasser und Bewässerung unterzeichnete eine Vereinbarung zwischen der am Ministerium angesiedelten Einheit für Wasserforschung und -innovation sowie dem in Hannover ansässigen Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) und der Universität Kassel. Ziel ist es, den Aufbau gemeinsamer Forschungseinrichtungen und Ausbildungsprogramme zu fördern und gemeinsam Lösungen für den nachhaltigen Umgang mit Wasser in der Region zu entwickeln. Dabei geht es unter anderem um den Einsatz erneuerbarer Energien, die Nutzung von Abwasser und Meerwasser sowie den Schutz empfindlicher Ökosysteme.
Der Tagungsband zu den MEWAC-Forschungsprojekten Modul A, steht hier zum Download zur Verfügung.