Waste2Energy: Mit großen Schritten zu einer nachhaltigen Lösung für Ghana

Das deutsch-ghanaische Projekt Waste2Energy schreitet seinem Höhepunkt entgegen: Bereits im April 2022 soll die neue Abfallenergieanlage in Betrieb gehen. Um Ghanas drängendes Abfallproblem zu lösen, vertiefen beide Länder aktuell ihre wissenschaftliche und technologische Kooperation.

Nach wie vor ist die mangelhafte Abfallentsorgung und -verwertung eine große Herausforderung für Ghana. Bei einem täglichen Abfallaufkommen von über 14.000 Tonnen und einer Sammelquote von nur etwa 20 Prozent leiden Menschen und Umwelt in dem westafrikanischen Land schon heute unter katastrophalen Folgen: Der restliche Müll landet auf offener Straße und verursacht Gesundheitsprobleme. Die Verrottung der organischen Abfälle führt außerdem zu hohen Treibhausgasemissionen. Hinzu kommen Überschwemmungen und eine Zunahme von abwasserbedingten Krankheiten. Das Kooperationsprojekt Waste2Energy beschreitet hier neue Wege der ökologischen Nachhaltigkeit. Indem die Bewohnerinnen und Bewohner Wissen und Fähigkeiten im Bereich der Abfallwirtschaft erlernen, wird zudem die lokale Wirtschaft gefördert. Insgesamt sollen bis zu 50 Arbeitsplätze für die ghanaische Bevölkerung geschaffen werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt innerhalb einer Laufzeit von vier Jahren mit 6,4 Millionen Euro.

Deutsch-ghanaische Forschungskooperationen florieren

Geleitet wird das Waste2Energy-Projekt von der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Schwerpunkte sind die gemeinsame Forschung mit fünf lokalen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Ghana sowie der Bau eines Mini-Kraftwerks mit 400 Kilowatt Leistung für die Energiegewinnung aus Abfall. An der Universität Rostock beschäftigen sich bereits vier Doktorandinnen und Doktoranden und 16 Masterstudierende mit dem deutsch-ghanaischen Vorzeigeprojekt. Kurzdarstellungen („policy briefs") informieren über die Energieerzeugung aus Abfällen sowie die Abfall-Bewirtschaftung. Darüber hinaus findet ein akademischer Wissensaustausch zwischen deutschen und ghanaischen Universitäten statt: Gemeinsame Workshops und Schulungsprogramme vermitteln den Projektteilnehmenden das notwendige Know-how. Ende November 2021 besuchten bereits ghanaische Würdenträgerinnen und -träger die Region Nordwestmecklenburg, um sich vor Ort mit Fachleuten über Biogas und erneuerbare Energieprojekte auszutauschen.

Modernste Technik verringert Ghanas Abfallproblematik

Die Hybrid-Photovoltaik-Biogas-Pyrolyse-Anlage wird aktuell im ghanaischen Gyankobaa aufgebaut und ist bereits zu etwa 60 Prozent fertiggestellt. Ende April 2022 soll sie in Betrieb gehen. Die Anlage ist ein echter Allrounder – sie wandelt nicht nur Abfallstoffe in Energie um, sondern verfügt auch über ein Sortierlager für gemischte Abfälle, eine Kompost- sowie Kunststoffpyrolyseanlage sowie eine Biogasanlage für die Aufbereitung organischer Abfälle. Darüber hinaus ist eine Ersatzbrennstoffanlage für die Umwandlung von Kunststoffen, Papier und Textilien in feste Brennstoffe sowie ein hochmodernes Biogas- und Kunststoffpyrolyselabor vorhanden. Der erneuerbare Strom für den Betrieb kommt aus Photovoltaikmodulen. Die Pilotanlage soll demonstrieren, wie eine Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. Mit ihrer baldigen Inbetriebnahme entsteht in Ghana Afrikas erstes Mini-Hybrid-Kraftwerk für Abfallentsorgung und Stromerzeugung. Somit könnte Waste2Energy als Leuchtturmprojekt für nachhaltige Geschäftsmodelle dienen. Ähnliche Vorhaben könnten dann auch in zahlreichen anderen afrikanischen Ländern Anwendung finden.