Weltbodentag 2022: Deutsch-afrikanisches Projekt „DecLaRe“ erforscht nachhaltige Landnutzung in Westafrika

Wie können Böden durch nachhaltiges Landmanagement ressourcenschonend von Kleinbauern und -bäuerinnen bewirtschaftet werden? Wie dies in Subsahara-Afrika gelingt, einer vom Klimawandel stark betroffenen Region, untersucht das BMBF-Projekt „DecLaRe“.

Böden sind eine zentrale Lebensgrundlage und Lebensraum für Pflanzen, Tiere und den Menschen. Seit 2002 setzt der Weltbodentag (#WorldSoilDay) ein jährliches Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden und wirbt für den Bodenschutz.

In Deutschland werden laut Statistischem Bundesamt über 50 Prozent der gesamten Bodenfläche für die Landwirtschaft genutzt. Doch durch die starken Klimaveränderungen nehmen Extremwetterereignisse zu: Langanhaltende Trockenheit, vermehrte Dürre und Überflutungen durch Starkregen setzen den Böden in Deutschland und weltweit zu. Um sich an den klimatischen Wandel anzupassen, ist ein Wandel hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Böden gefragt.

Auch die Region Subsahara-Afrika ist von den Folgen des Klimawandels geprägt. Die Landwirtschaft benötigt Anpassungskonzepte, um die Ernährungssicherheit und das Einkommen der ländlichen Bevölkerung zu verbessern. Hier setzt das neu gestartete deutsch-afrikanische Forschungsprojekt „DecLaRe" (Decision support for strengthening land resilience in the face of global challenges) an, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Maßnahme „Nachhaltiges Landmanagement in Subsahara-Afrika: Durch Forschung vor Ort Lebensgrundlagen verbessern" gefördert wird.

Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, verschiedene Lösungsansätze für aktuelle Probleme der bisherigen Landnutzung bei kleinbäuerlichen Betrieben in den wechsel-feuchten Savannenregionen von Nord-Ghana und -Benin zu untersuchen, testweise umzusetzen und damit wissenschaftlich basierte Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen und produktiven Landnutzung geben zu können. Hierbei spielen die oft vielschichtigen Landnutzungsrechte im Zusammenwirken von Ackerbauern und Viehhaltern eine bedeutende Rolle. Die Untersuchungsergebnisse werden vom afrikanisch-deutschen Projektteam in einer Open-Source-Datenbank bereitgestellt. Sie soll der lokalen Landwirtschaft als Entscheidungshilfe dienen, um ein zukunftsgerichtetes Landmanagement unterstützen zu können.

Böden schonen durch nachhaltigere Produktionsverfahren

Um eine möglichst breite Datenlage zu erhalten, baut das DecLaRe-Projektteam auf bereits vorhandenem lokalen Wissen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Datenbanken in Ghana und Benin auf. Erweitert werden diese durch spezifische Feldexperimente, empirische sozialwissenschaftliche Forschung sowie interdisziplinäre Modellierungsansätze, die die Projektteams erarbeiten werden. So wird beispielsweise der Anbau von Sesam in Agroforstsystemen untersucht, der eine vor Ort neue, vielversprechende Nutzpflanze für kleinbäuerliche Anbausysteme ist und aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage als gesundes Nahrungsmittel an Bedeutung gewinnt. Ein Vorteil: Sesam kann ohne Herbizide und Insektizide angebaut werden und ist dadurch weniger belastend für die Ökosysteme, erfordert nur geringe Investitionen und ist weniger Preisschwankungen ausgesetzt als zum Beispiel Mais und Baumwolle.

DecLaRe-Gesamtprojektleiter Prof. Dr. Andreas Bürkert, Agrarwissenschaftler an der Universität Kassel, erklärt: „Direkt zum Start des Projekts haben wir uns – das heißt afrikanische und deutsche Kolleginnen und Kollegen – zusammen mit den zwölf Doktorandinnen und Doktoranden aus Westafrika vor Ort in Tamale (Nord-Ghana) und Parakou (Nord-Benin) getroffen und die interdisziplinären, partizipativen Arbeitsansätze besprochen. Mit unseren Untersuchungen wollen wir neue Perspektiven entwickeln, wie das fragile Gleichgewicht zwischen der auch in Westafrika deutlich spürbaren Verstädterung und dem Erhalt der vielfältigen Ökosystemleistungen von Böden angesichts der Folgen des Klimawandels erhalten werden kann."

Das BMBF fördert das gerade gestartete Verbundprojekt bis 2026 mit rund 3,6 Millionen Euro.