21.04.2021 31.05.2026
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Nachhaltiges Landmanagement in Subsahara-Afrika: Durch Forschung vor Ort Lebensgrundlagen verbessern

Die Landnutzung in der Subsahara-Region zukunftsorientiert ausrichten und besser an den Klimawandel anpassen – das sind die Ziele der BMBF-Förderinitiative. Die Forschungsergebnisse sollen in effektiven Maßnahmen münden, die künftig in der Landwirtschaft umgesetzt werden.

Weltweit hat die Landdegradierung einen kritischen Zustand erreicht. Unter Landdegradierung wird die durch menschliche Aktivitäten sowie durch den Klimawandel verursachte Verschlechterung von Ökosystemleistungen, zum Beispiel der Fruchtbarkeit des Bodens, verstanden. Besonders akut ist die Situation auf dem afrikanischen Kontinent und insbesondere in der Region Subsahara-Afrika. Die dortige Landwirtschaft ist in weiten Teilen geprägt von kleinbäuerlichen Betrieben, sehr niedrigen Durchschnittserträgen, mangelhafter Infrastruktur und erschwerten Marktzugängen. Darüber hinaus sind die landwirtschaftlichen Systeme bisher nur geringfügig in der Lage, sich an wirtschaftliche und naturräumliche Risiken – wie beispielsweise Weltmarktentwicklungen, Niederschlagsschwankungen, Hitzestress oder Pandemien – anzupassen. Die bisherigen Anstiege der Erträge sind vielerorts auf eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen zurückzuführen – mit meist negativen Auswirkungen auf Ökosysteme.

Eine weitere Herausforderung: Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wird die Zahl der Bevölkerung in Afrika bis 2050 auf rund 2,5 Milliarden Menschen ansteigen, sich also fast verdoppeln. Der Druck auf die Ressource Land für die Ernährungssicherung wird sich dadurch noch weiter erhöhen. Diese Faktoren und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels erschweren ein auskömmliches Wirtschaften, mit der Folge, dass die Armutsgefahr für die ländliche Bevölkerung weiter ansteigt.

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte transdisziplinäre Forschung legt das Fundament, um klimaangepasste, ressourcenschonende und vor allem umsetzbare Lösungen und Instrumente für eine nachhaltige Landnutzung in Subsahara-Afrika aufzuzeigen. Die gemeinsam mit regionalen Partnern aus Wissenschaft, Administration, Politik und Wirtschaft gewonnenen Erkenntnisse sollen direkt in Aus- und Fortbildungsmaßnahmen vor Ort einfließen, um dort langfristig Lebensgrundlagen zu verbessern und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu unterstützen. Insbesondere die Weiterentwicklung digitaler Formate, wie zum Beispiel Smart Farming, Beratungs-Apps, E-Learning, Entscheidungs-Unterstützungssysteme, spielt eine entscheidende Rolle für eine zukunftsfähige Entwicklung der ländlichen Gebiete Afrikas, die gleichermaßen die ökologischen, wirtschaftlichen wie sozialen Aspekte berücksichtigt.

Erhebliche Forschungs- und Handlungsbedarfe für eine nachhaltige Landnutzung in Afrika

Der Forschungs- und Handlungsbedarf für ein nachhaltiges Landmanagement in afrikanischen Regionen ist groß. Sowohl der Weltklimarat IPCC-Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme als auch der Weltbiodiversitätsrat IPBES-Bericht zu Landdegradierung und Wiederherstellung appellieren an politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit, mehr gegen den menschengemachten Anteil des Klimawandels zu unternehmen, zum Beispiel durch kohlenstofffixierende Landnutzungsmethoden. Darüber hinaus gilt es, klimaangepasste Lösungen in der Landwirtschaft zu identifizieren und sich stärker für die Erhaltung von Ökosystemleistungen und Biodiversität einzusetzen. Notwendig ist eine klimaangepasste und nachhaltige Verbesserung von Wirtschaftsweisen und der einzelnen Produktionsschritte. In diesem Zusammenhang bietet beispielsweise auch die Wiederherstellung von degradiertem Land bei gleichzeitiger Schaffung von „grünen Arbeitsplätzen" – also Arbeitsplätzen, die dazu beitragen, die Umweltqualität zu bewahren oder wiederherzustellen – erhebliches Potenzial, um die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort nachhaltig zu verbessern.

Die BMBF Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement in Subsahara-Afrika" setzt hier an, um international sowie national identifizierten Forschungslücken zu schließen. Damit trägt sie zudem zur Erreichung des internationalen Ziels bei, eine globale „Landdegradierungsneutralität" bis 2030 zu erreichen. Die internationale Staatengemeinschaft hatte im Rahmen der Wüstenkonvention (UNCCD: 1994) vereinbart, weitere Landdegradation zu verhindern und nicht vermeidbare Verschlechterungen von Land und Boden durch die Wiederherstellung von Ökosystemleistungen des Bodens an anderer Stelle zu kompensieren.

Die Projekte in der Übersicht

Das BMBF fördert vier Verbundprojekte und ein Begleitprojekt. Übergreifend begleitet das Projekt INTERFACES alle vier Forschungsvorhaben, die sich mit „Nachhaltigem Landmanagement in Subsahara-Afrika" befassen. Ziel ist es, die Umsetzung und Entwicklung der gesamten Fördermaßnahme zu beschleunigen. Die Koordination und Organisation der Begleitaktivitäten zur Vernetzung der unterschiedlichen Beteiligten sind wichtige Aufgaben von INTERFACES. Insgesamt stellt das BMBF 14,67 Millionen Euro im Zeitraum von 2022 bis 2027 zur Verfügung.

Die Folgen des Klimawandels sowie eine wachsende Bevölkerung stellen Westafrika vor große Herausforderungen – so etwa auch in Fragen der Ernährungssicherheit. Anstatt immer weitere Flächen für die Landwirtschaft zu nutzen, geht das Projekt COINS der Frage nach, wie die Produktivität der landwirtschaftlichen Flächen erhöht werden kann. Das deutsch-afrikanische Projektteam untersucht, welche effizienten Formen des Landmanagements zielführend sind, um die Landwirtschaft auf derselben Fläche zu intensivieren – unter der Berücksichtigung von lokalen Rahmenbedingungen wie etwa Wasserverfügbarkeit oder Bodeneigenschaften. Speziell für Ghana und Senegal bewertet und katalogisiert COINS Methoden der nachhaltigen Intensivierung der landwirtschaftlichen Flächen. Dabei setzt das Projekt auf den Einsatz digitaler Technologien: Um bessere Anbaumethoden auf produktivem Land und Bodensanierungspraktiken auf degradierten Böden zu entwickeln, führt COINS zum Beispiel regionale Modellierungen durch und zieht Daten aus der Erdbeobachtung als Grundlage heran. Darüber hinaus werden neue Fernerkundungsprodukte entwickelt, um die Auswirkungen der verschiedenen Maßnahmen zur nachhaltigen Intensivierung zu beobachten und zu quantifizieren.

Damit die Landwirte solche Methoden schlussendlich auch umsetzen, ist es notwendig, bestehende digitale Beratungstools wie zum Beispiel durch Apps im Bereich „Nachhaltige Intensivierung" zu verstehen und auf diesen aufzubauen – für einen erfolgreichen Transfer von der Theorie in die Praxis.

Laufzeit: 01.10.2022-30.09.2026

Mehr Informationen auf der Projektwebseite

In der Region Subsahara-Afrika finden sich viele kleinbäuerliche Betriebe. Wie können diese auf eine nachhaltigere und produktivere Landnutzung umgestellt werden? Das Forschungsprojekt DecLaRe untersucht verschiedene Lösungsansätze für aktuelle Probleme der bisherigen Landnutzung bei kleinbäuerlichen Betrieben in den wechsel-feuchten Savannenregionen von Nord-Ghana und -Benin. Oft spielen hierbei auch vielschichtige Landnutzungsrechte im Zusammenwirken von Ackerbauern und Viehhaltern eine bedeutende Rolle. Testweise werden die neuen Lösungsansätze vom Projekt DecLaRe umgesetzt und somit eine Entscheidungshilfe mit wissenschaftlich basierten Handlungsempfehlungen entwickelt. Die Untersuchungsergebnisse werden vom afrikanisch-deutschen Projektteam in einer Open-Source-Datenbank bereitgestellt. Sie soll der lokalen Landwirtschaft als Entscheidungshilfe dienen, um ein zukunftsgerichtetes Landmanagement unterstützen zu können.

Um eine möglichst breite Datenlage zu erhalten, baut das DecLaRe-Projektteam auf bereits vorhandenem lokalen Wissen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und Datenbanken in Ghana und Benin auf. Erweitert werden diese durch spezifische Feldexperimente, empirische sozialwissenschaftliche Forschung sowie interdisziplinäre Modellierungsansätze, die das Projektteam erarbeitet. So wird beispielsweise der Anbau von Sesam in Agroforstsystemen untersucht. Sesam ist eine vor Ort neue, vielversprechende Nutzpflanze für kleinbäuerliche Anbausysteme und gewinnt aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage als gesundes Nahrungsmittel an Bedeutung. Ein Vorteil: Sesam kann ohne Herbizide und Insektizide angebaut werden und ist dadurch weniger belastend für die Ökosysteme, erfordert nur geringe Investitionen und ist weniger Preisschwankungen ausgesetzt als zum Beispiel Mais und Baumwolle.

Laufzeit: 01.11.2022 - 31.10.2026

Mehr Informationen auf der Projektwebseite

Die Viehzucht in offenen Weideflächen, sogenannten Rangelands, ist ein bedeutendes Landnutzungssystem, das zwischen 15 und 60 Prozent zum landwirtschaftlichen Bruttoinlandsprodukt der Länder im östlichen und südlichen Afrika beiträgt. Diese Art der Produktion verbraucht sehr wenig fossile Brennstoffe, erfordert aber viel Wissen und Information. Das Projekt InfoRange setzt hier an und nutzt die Digitalisierung, um die Tierhaltung effizienter zu gestalten und entwickelt dazu IKT-Lösungen zusammen mit den Nutzergruppen – also unter anderem Landwirtschaftsbetriebe und -behörden und Tierärzten. Dabei wird das Wissen aller Beteiligten genutzt, um zu erarbeiten, wie digitale Lösungen für besseres Weidemanagement und tierärztliche Versorgung aussehen können und was für eine erfolgreiche Nutzung der IKT-Lösungen benötigt wird. Ähnlich wie beim Geotagging von Fotos und von Live-Verkehrsmeldungen werden nutzergenerierte Informationen, die beispielweise von den Viehhaltern über entsprechende Smartphone-Apps übertragen werden, zusammen mit fernerkundeten Daten kombiniert. Mithilfe von maschinellem Lernen können so Muster in verschiedenen Szenarien erkannt und analysiert werden.

Neben den Landwirtschaftsbetrieben bezieht InfoRange verschiedene Entscheidungsgremien von Anfang an in das Projekt ein, um Ergebnisse zu produzieren, die politische Entscheidungen verbessern können.

Laufzeit: 15.12.2022-14.12.2026

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Die Auswirkungen des Klimawandels und das Bevölkerungswachstum stellen vor allem in Gebieten südlich der Sahara vor neue und enorme Herausforderungen. Für Subsistenzlandwirte steht in erster Linie die Nahrungsmittelproduktion für den Eigenbedarf im Fokus und nicht der Handel mit Agrarprodukten. Das Land nachhaltig zu bewirtschaften und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen, wird zunehmend herausfordernder. Zwischen wissenschaftlichen Konzepten zum nachhaltigen Landmanagement und den Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaften vor Ort besteht oft eine große Lücke.

Das Projekt MINODU will diese Lücke schließen, indem es vorhandenes Wissen nutzergerecht aufbereitet und lokale Netzwerke schafft. Gemeinsam mit Studierenden der Universität Kara und Gemeinden werden in der ländlichen Region von Kara in Togo konkrete Lösungsansätze entwickelt. Durch partizipative Gestaltung werden neue Formen des Wissensaustauschs geschaffen. So wird ein kollektiver Lernansatz gefördert, der die Menschen in die Lage versetzt, globale Herausforderungen auf lokaler Ebene zu bewältigen und dabei gleichzeitig die traditionellen Praktiken der lokalen Landwirte wertzuschätzen und sie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu bereichern.
Das Forschungsvorhaben untersucht, wie Ergebnisse an Gruppen weitergegeben werden können, die begrenzten Zugang zu digitalen Technologien haben. Das Ziel ist, Wissen über Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Wassermanagement und Desertifikation sowie relevante Technologien über verschiedene Beteiligungsformate bereitzustellen und zu verbessern.

Das Projektteam erforscht, wie man vor Ort konkrete Verbesserungen im Sinne der nachhaltigen Landnutzung erzielen kann, welche Ressourcen verfügbar sind und wie die Beteiligten von einem gemeinsamen Netzwerk mit weiteren Akteuren profitieren können. Digitale Technologien und soziales Handeln werden kombiniert, um neue Möglichkeiten zu schaffen und Verbindungen zwischen den verschiedenen Gruppen zu schaffen. Durch diesen praktischen Ansatz wird das Wissen bei allen Beteiligten nachhaltig verankert und ein emotionaler Bezug zum Thema geschaffen.

Laufzeit: 01.03.2023-28.02.2027

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