Beitrag zu den Pariser Klimazielen: BMBF-Forschungsprogramme CDRterra und CDRmare präsentieren Forschung zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre auf der Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten

Forschende der BMBF-Forschungsprogramme CDRterra und CDRmare diskutieren mit Expertinnen und Experten aus aller Welt die Rolle der Kohlendioxid (CO2)-Entnahme aus der Atmosphäre zur Erreichung der Pariser Klimaziele auf der Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten.

Vom 6. bis 18. November 2022 findet die Weltklimakonferenz (COP27) der Vereinten Nationen in Scharm el-Sheich, Ägypten, statt. Im Deutschen Pavillon haben heute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschungsprogramme CDRterra und CDRmare auf Einladung des BMBF die Rolle der Kohlendioxid-(CO2)-Entnahme aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR) für die Erreichung der Pariser Klimaziele mit Expertinnen und Experten aus aller Welt diskutiert.

Professorin Julia Pongratz, Programmkoordinatorin des vom BMBF geförderten Programms CDRterra, und Professor Gregor Rehder, Sprecher des ebenfalls vom BMBF finanzierten Forschungsprogramms CDRmare, präsentierten zu Beginn der Veranstaltung das gesamte Spektrum an Forschungsfragen und -aktivitäten zu marinen und landbasierten CO2-Entnahmemethoden. Von Lukas Fehr (Ludwig-Maximilians-Universität München, LMU) moderiert, haben Professorin Julia Pongratz (LMU), Professor Gregor Rehder (Leibniz-Institut für Ozeanforschung Warnemünde, IOW), Dr. Jessica Strefler (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, PIK) und Dr. Oliver Geden (Stiftung Wissenschaft und Politik, SWP) den Ansatz der CO2-Entnahme diskutiert. Im Fokus standen Fragen nach der politischen Umsetzung der CO2-Entnahme, der Skalierbarkeit und den Potenzialen der verschiedenen Methoden.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit dem Publikum wurden solche Fragen näher erörtert. Wichtig sei bei der Thematik, so waren sich alle Diskussionsteilnehmenden einig, dass eine offene Debatte mit der Bevölkerung geführt werde. Dafür müssten Wissenschaft und Politik in einen offenen Austausch treten. Auch müssten die Hindernisse, die der Umsetzung der CO2-Entnahme im Wege stehen, regelmäßig neu bewertet werden. Zudem gebe es kein „Entweder-Oder", wenn es um CO2-Entnahmethoden gehe: Wissenschaftlich klar ist, dass eine Kombination von marinen und landbasierten Methoden benötigt wird.

Die Wissenschaft ist sich einig: Klimaneutralität erfordert die aktive Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre – auch in Deutschland

Die internationale Staatengemeinschaft der Vereinten Nationen hat sich mit dem Übereinkommen von Paris im Jahr 2015 dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf maximal 2 °C, besser 1,5 °C, zu begrenzen. Die jüngsten Berichte des Weltklimarats IPCC setzen in allen betrachteten Szenarien, die das 1,5 °C-Ziel einhalten, den Einsatz der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre in teils erheblichem Ausmaß voraus. Weitere Informationen hierzu sind auf der Webseite der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle zu finden.

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral zu sein. Das bedeutet, dass die CO2-Emissionen drastisch und schnell reduziert werden müssen. Es werden jedoch auch bei sehr ehrgeiziger Emissionsminderung sogenannte „Rest-Emissionen" verbleiben, die sich nicht oder nur sehr schwer vermeiden lassen, zum Beispiel aus der Landwirtschaft oder bestimmten industriellen Prozessen. Um diese auszugleichen oder Temperaturüberschreitungen wieder zurückzuführen, sind „negative Emissionen" nötig: Das bedeutet, die aktive Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und die anschließende dauerhafte Speicherung von CO2 zum Beispiel in geologischen Speichern, den Ozeanen oder in Biomasse, wie Wäldern.

Bisher sind die Prozesse rund um die CO2-Entnahme und die dauerhafte Speicherung des Kohlenstoffs allerdings noch nicht ausreichend erforscht.

BMBF-Forschung schafft Grundlagen für forschungs- und klimapolitische Entscheidungen zur CO2-Entnahme

Wie CO2-Entnahmemethoden im großen Umfang umgesetzt werden können und welche Wechselwirkungen mit anderen Nachhaltigkeitszielen sowie den komplexen Wirkungszusammenhängen im Erd- und Klimasystem bestehen, wird deshalb in zwei BMBF-Forschungsprogrammen zu CO2-Entnahmemethoden an Land und im Meer erforscht. Das Forschungsprogramm CDRterra untersucht CO2-Entnahmemethoden an Land. Dabei schauen die Forschenden auch auf mögliche verstärkende oder störende Effekte, wenn Methoden kombiniert werden. Neben der Frage, wie viel CO2 überhaupt entnommen werden kann, und wie eine dauerhafte Bindung des CO2 gelingt, ist ein weiterer zentraler Aspekt des Programms CDRterra für die Entwicklung und Bewertung von geeigneten politischen Instrumenten zur Steuerung und zu Anreizen für Methoden unter Einbeziehung der Öffentlichkeit und Stakeholdern aus der Zivilgesellschaft. Darüber hinaus wird in CDRterra eine wissenschaftliche Gesamtsynthese aller CO2-Entnahmethoden erarbeitet.

Die Forschungsmission CDRmare im Rahmen der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) wird untersuchen, ob und inwieweit der Ozean eine bedeutende Rolle bei der Entfernung und Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre spielen kann. Darüber hinaus werden die Zusammenhänge mit der Meeresumwelt, dem Erdsystem und der Gesellschaft und die Auswirkungen auf diese sowie geeignete Ansätze für die Überwachung, Erfassung und Bilanzierung der Kohlenstoffspeicherung im Meer in einer sich verändernden Umwelt untersucht.

Insgesamt fördert das BMBF beide Programme mit 48 Millionen Euro.

BMBF trägt so dazu bei, fundierte Wissensgrundlagen zu schaffen und Innovationspotenziale zu erschließen, damit eine wirkungsvolle, gesellschaftlich und ökologisch verantwortbare und wirtschaftlich vielversprechende CO2-Entnahme gelingen kann – sowohl in Deutschland als auch international.