Innovation durch Kooperation: BREsilient präsentiert gemeinsam mit Praxispartnern Lösungen für Hochwasser und Sturmflut in Bremen

Hitze, Sturmflut, Hochwasser: Für Küstenstädte wie Bremen bringt der Klimawandel viele Herausforderungen. Extremwetter unterbricht auch Lieferketten. Das BMBF-Projekt BREsilient hat innovative Lösungen für Überflutungsvorsorge und Logistik erarbeitet.

Die Auswirkungen des Klimawandels, wie extreme Hitzeperioden, Sturmfluten oder Starkregen, treffen die Menschen in Bremen in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Insbesondere sind davon die Transportwege innerhalb und zum Bremer Hafen betroffen. Bei Hitze kommt es beispielsweise zu Streckensperrungen bei der Bahn wegen Böschungsbränden. Bei Hochwasser besteht eine eingeschränkte Nutzbarkeit der Weser wegen fehlender Durchfahrtshöhe an Brücken. Eine Unterbrechung der Lieferketten ist vor allem für die Ernährungsindustrie bei leicht verderblichen Waren, wie Obst oder Gemüse, eine große Herausforderung. Für die Lösungen braucht es Konzepte, wie die Bremer Klimaanpassungsstrategie, und darauf aufbauend auch kontinuierlich gepflegte Logistikpartnerschaften, auf die im Ernstfall zurückgegriffen werden kann.
Eine weitere Herausforderung ergibt sich für die Stadt, wenn Hochwasser das Hinterland überflutet – wie etwa die Pauliner Marsch und im Suhrfelde, eine Region mit Schrebergärten und Sportanlagen rund um das Weserstadion.

Innovative Klimaanpassung durch Forschung und enge Kooperation mit Praxispartnern

Wie geeignete Anpassungsmaßnahmen für Bremen im Klimawandel aussehen können, wurde in den vergangenen fünfeinhalb Jahren im Verbundprojekt „Klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen" (BREsilient) unter Leitung der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau der Freien Hansestadt Bremen untersucht. Neben Mitarbeitenden des Umweltressorts waren drei weitere Forschungseinrichtungen beteiligt: Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Berlin und das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen.
So haben die Forschenden des Projekts BREsilient gemeinsam mit beteiligten Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Politik, und Verwaltung praxisnahe und passgenaue Vorschläge für neue Maßnahmen entwickelt, erprobt und auf Kosten-Nutzen evaluiert, um Bremen besser auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten.

Dabei konzentrierte sich das Projekt BREsilient vor allem auf vier Bereiche:

  • Neue Lösungsansätze für Transportwege für Unternehmen der Logistik- und Ernährungswirtschaft, die bei Hitze oder Hochwasser im Hafen unterbrochene Lieferketten für verderbliche Lebensmittel befürchten müssen. Hier half die Simulation mit einem virtuellen Inland-Hub, alle Eventualitäten abzusehen und Strategien zu entwerfen,
  • ein Online-Tool zur Berechnung des Mehrwerts von grünen Klima-Anpassungsmaßnahmen, wie etwa die Pflanzung von Straßenbäumen oder Dachbegrünung,
  • ein Frühwarnsystem und eine „Starkregenpartnerschaft" für Anwohner, Kindergärten und Senioren im Gebiet der Blumenthaler Aue,
  • die Vorbereitung auf besonders hohe Sturmflutwasserstände in der Pauliner Marsch und im Suhrfelde unter anderem durch eine „Sturmflutpartnerschaft".

Begleitet wurden diese Maßnahmen von einer Prozess- und Wirkevaluation der Universität Oldenburg: Hierbei hat das Projekt untersucht, inwieweit die in Beteiligungsprozessen entwickelten Maßnahmen und Instrumente zur Steigerung der Klimaresilienz beigetragen haben und welche Erfolgsfaktoren und Hindernisse hierfür relevant waren. Erfolgsfaktoren waren beispielsweise eine gute Informationsvermittlung in den Veranstaltungen oder die Mitsprachemöglichkeiten bei geplanten Umsetzungsmaßnahmen.
Dass insbesondere Kooperationsformate in Form von Partnerschaften in Bremen erfolgreich funktionieren, bestätigen die begleitenden Untersuchungen: In der Blumenthaler Aue und der Pauliner Marsch konnten nicht nur Partnerschaften „auf Augenhöhe" für die Starkregen- beziehungsweise Sturmflutvorsorge durch betroffene Vereine, Anwohner und die Umweltbehörde aufgebaut werden. Bei über 80 Prozent der Teilnehmenden konnte laut den Ergebnissen der Universität Oldenburg auch die Motivation gesteigert werden, Maßnahmen zur Starkregen- und Sturmflutvorsorge umzusetzen oder zu unterstützen.

Beteiligung von Unternehmen für die Anpassung von Lieferketten

Wie sollen beispielsweise Unternehmen in Zukunft damit umgehen, wenn durch Starkregen und Sturmflut Transportwege blockiert, die Stromversorgung unterbrochen wird, Lieferanten ausfallen oder Mitarbeitende durch langanhaltende Hitzewellen beeinträchtigt werden?
Zur Lösung solcher Fragen hat das Projekt BREsilient gezielt Praxisakteure eingebunden, wie etwa die städtische Verwaltung, Unternehmen sowie Hafenbetreiber. Im Ergebnis präsentierten die Forschenden des Projekts BREsilient gemeinsam mit Praxisakteuren auf der Abschlusskonferenz praxisnahe und umsetzbare Lösungswege. Ein Beispiel: Entscheidend für die oft auch kurzfristig notwendige Anpassung von Lieferketten ist beispielsweise eine kontinuierliche Kooperation zwischen Unternehmen, der Stadt und Betreibern von Infrastrukturen, wie etwa für den Aufbau von Frühwarnsystemen, bei der kurzfristigen Anpassung von Bahnverbindungen oder der Gestaltung von Lieferbeziehungen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Projekt BREsilient im Rahmen der BMBF-Strategie „FONA – Forschung für Nachhaltigkeit" mit insgesamt rund drei Millionen Euro in zwei Phasen gefördert.