Besuch des Bundespräsidenten Steinmeier auf den Kapverden: BMBF-geförderte Vorhaben zeigen ihre Fortschritte in der Klima- und Meeresforschung

Auf den westafrikanischen Kapverden besichtigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die vom BMBF geförderten Observatorien für Ozean und Atmosphäre und diskutierte mit Graduierten des WASCAL-Master-Studiengangs „Klimawandel und Meeresforschung“.

Tropische Winde treffen auf den Nordatlantik: Die kapverdischen Inseln in Westafrika sind ein Hotspot für die Klima- und Meeresforschung, da sich hier natürliche Klimaprozesse ebenso gut beobachten lassen wie der von Menschen verursachte Klimawandel. Dies hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bereits vor vielen Jahren erkannt und fördert hier zahlreiche Klima-Forschungsprojekte, wie ACTRIS oder WASCAL. Das BMBF unterstützt dabei auch den Aufbau neuer Forschungsinfrastrukturen. Das hier gewonnene Klimawissen bringt sowohl die lokale auch die weltweite Klimaforschung voran und bildet eine wichtige Basis für Studierende der Klimaforschung.

Bei seinem Besuch in Mindelo auf den Kapverden überzeugte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit dem kapverdischen Staatspräsidenten José Maria Neves am 5. Oktober 2023 von den Fortschritten der Klimaforschung. Auf dem Programm stand der Besuch des Kapverdischen Atmosphären Observatoriums (Cape Verde Atmospheric Observatory, CVAO) und des Ozean Wissenschaftszentrums Mindelo (Ocean Science Centre Mindelo, OSCM).

Besuch des Ozean Wissenschaftszentrums Mindelo (OSCM)
Als eines der großen Küstenauftriebssysteme weist die Region rund um die Kapverden eine besondere Artenvielfalt auf. Zugleich bedrohen auch hier Erwärmung, Überfischung und Verschmutzung das Ökosystem. Die Erforschung und der Schutz sind daher von großer ökologischer und sozioökonomischer Bedeutung. Das OSCM stellt somit einen wichtigen Ausgangspunkt für Langzeitbeobachtungen und Feldforschungen in der Region Westafrika und im tropischen Nordostatlantik dar. Seit 2004 betreibt GEOMAR bereits eine Forschungskooperation in den Meereswissenschaften mit dem kapverdischen Instituto do Mar (IMAR). Aus dieser Zusammenarbeit entstand 2006 die Langzeit-Beobachtungsstation Cape Verde Ocean Observatory (CVOO) im offenen Ozean und 2017 das Ocean Science Centre Mindelo (OSCM).

Bundespräsident Steinmeier diskutierte mit Absolventinnen und Absolventen der Graduiertenschule WASCAL Ergebnisse der Klimaforschung
Am OSCM trafen sich die Präsidenten auch mit den neuen Absolventinnen und Absolventen des vom BMBF geförderten WASCAL-Masterstudiengangs „Klimawandel und Meeresforschung". Denn das OSCM ist als zentrale Forschungsplattform integraler Bestandteil des Master-Programms von WASCAL. WASCAL steht für „West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use" und ist ein Zusammenschluss zahlreicher Forschungsinstitute zu einem Klimakompetenzzentrum, das von deutschen Partnern und dem BMBF unterstützt wird.

WASCAL-Masterstudiengang "Klimawandel und Meeresforschung"
In dem Masterprogramm auf den Kapverden erlangen die Studierenden Kompetenzen in den Bereichen Klima- und Meereswissenschaften sowie im Management von Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen. Hier lernen die Studierenden unter anderem, die vielseitigen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozean zu verstehen, die Verschmutzung des Ozeans durch Mikroplastik zu analysieren oder beispielsweise Langzeit-Messreihen zur Erforschung der Ozeanversauerung aufzusetzen. So werden sie auf ein anschließendes Doktorandenstudium oder eine berufliche Laufbahn im Umwelt-Management, in Beratungsunternehmen oder in Regierungsbehörden vorbereitet.

So entschied sich beispielsweise die ehemalige Studentin Samira Idrissa nach ihrem WASCAL-Masterstudiengang für eine Karriere bei RJNCC/AYICC-NÍGER – African Youth Initiative on Climate Change. Während ihres Studiums analysierte sie das Profil der optischen Eigenschaften von Aeorosolen über São Vicente, Kapverden und schrieb darüber ihre Diplom-Arbeit. Da der Klimawandel jedoch auch viele soziale Auswirkungen hat, engagierte sich Samira Idrissa nun bei der Klimawandel-Initiative und arbeitet in einem Projekt über integrative Regierungsführung und die Widerstandsfähigkeit junger Frauen im Klimawandel.

Der WASCAL-Studiengang zu „Klimawandel und Meeresforschung" ist an der kapverdischen Universität UTA (Universidade Técnica do Atlântico: UTA) verortet und Teil des BMBF geförderten WASCAL-Graduiertenschulprogramms. 

Prof. Kehinde Ogunjobi, Interimsdirektor von WASCAL, erklärte nach dem präsidialen Besuch: „Wir freuen uns sehr über das Interesse des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier und des kapverdischen Präsidenten Neves an der Graduiertenschule von WASCAL. Denn die Klimaforschung und Kompetenzentwicklung in diesem Bereich ist ein wichtiger erster Schritt zur Stärkung der Klimaresilienz in der Region. Klimawissen in Behörden, wissenschaftlichen Institutionen und weiteren Organisationen einzusetzen, um wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, ist der zweite herausfordernde Schritt. Und genau das tun unsere Masterstudierenden und Doktoranden: Sie nutzen ihre Fähigkeiten und Erfahrungen nach ihrem Abschluss, um Institutionen in ganz Westafrika dabei zu helfen, die afrikanischen Länder bei der Anpassung an den Klimawandel und verbesserte Lebensverhältnisse zu unterstützen."

Forschungsinfrastruktur zur Atmosphärenforschung: ACTRIS-D im OSCM
An der vom BMBF geförderten Forschungsinfrastruktur ACTRIS-D werden kurzlebige Bestandteile der Atmosphäre, wie etwa Aerosole, Wolken oder Spurengase und ihre Auswirkungen auf den Klimawandel untersucht. Denn im Vergleich zu den langlebigen Treibhausgasemissionen sind die kurzlebigen Bestandteile und ihre Folgen für das Klima noch zu wenig erforscht. Unter anderem werden auf einem 30-Meter-Turm Luftproben zu Hintergrund-Aerosolen im subtropischen Atlantik und zu anderen Größen genommen. Diese langfristigen Messungen tragen wesentlich dazu bei, die klimatisch bedeutsamen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozean in Klimamodellen genauer abbilden zu können.

Besuch der Präsidenten beim Kapverdischen Atmosphärenobservatoriums (CVAO)
Zuvor besichtigten der Bundespräsident und der kapverdische Präsident die Aktivitäten des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) am Kapverdischen Atmosphärenobservatorium (CVAO). Das CVAO ist Teil einer internationalen Initiative zur Durchführung langfristiger Beobachtungen der Atmosphäre in der tropischen Region des Nordatlantiks. Das Observatorium ist jetzt Teil der Europäischen Forschungsinfrastruktur ACTRIS geworden. Es wird von einem Konsortium aus dem kapverdischen Institut für Meteorologie und Geophysik (INMG), TROPOS, dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena (MPI-BGC) und der Universität York in Großbritannien gemeinsam betrieben. Die Investitionen in neue Räume und Technik werden im Rahmen des deutschen Beitrags ACTRIS-D vom BMBF mit über drei Millionen Euro gefördert.

Hintergrund: WASCAL

Das Master-Studierendenprogramm von WASCAL zu „Klimawandel und Meeresforschung" wird in enger Zusammenarbeit mit dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, der Universität Kiel, dem Thünen-Institut sowie mit dem kapverdischen Nationalen Institut für Meeresforschung (iMAR) durchgeführt.

Das Akronym WASCAL steht für „West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use". WASCAL ist ein regionales Kompetenzzentrum für Klimawandel und angepasste Landnutzung für das westliche Afrika, dass vom BMBF gemeinsam mit afrikanischen Mitgliedsländern 2012 gegründet wurde.

  • Ziel des vom BMBF geförderten, westafrikanischen Klimakompetenzzentrums WASCAL ist es, langfristige wissenschaftliche Strukturen im Bereich des Klimawandels zu etablieren, Anpassungskonzepte zu entwickeln und so einen Beitrag dafür zu leisten, die Lebensgrundlagen der Bevölkerung zu sichern.
  • Das BMBF fördert die akademische Ausbildung bei WASCAL ebenso wie Forschungskooperationen und baut gemeinsam mit WASCAL neue Forschungsinfrastrukturen auf.
  • WASCAL unterhält ein interdisziplinäres, regionales Graduiertenschulprogramm mit zehn Doktoranden- und sechs Masterprogrammen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten.
  • Im Graduiertenschulprogramm kooperieren afrikanische und deutsche Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsorganisationen eng miteinander. Sie ermöglichen, dass junge qualifizierte Akademikerinnen und Akademiker vor Ort gut ausgebildet und in Forschungsarbeiten eingebunden werden.
  • Das Programm bietet den Studierenden in Westafrika die Chance, ihr Wissen im Heimatland erwerben und weitergeben zu können. Es eröffnet ihnen neue berufliche Perspektiven in ihren Heimatregionen und unterstützt die Besetzung von Schlüsselpositionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung für die nachhaltige Entwicklung Afrikas durch Fachkräfte aus Afrika.
  • Seit 2012 haben mehr als 360 Studierende die WASCAL-Graduiertenschulprogramme erfolgreich abgeschlossen.