„Global Mutirão“ in der Forschung zum Klimawandel: Der BMFTR-„Science for Action Evening“ auf der COP30

Auf dem BMFTR-Event tauschten sich Teilnehmende aus Wissenschaft, Forschungsförderung, Politik und Zivilgesellschaft intensiv zu Formaten, Erfolgen, Bedarfen und Herausforderungen in der internationalen Forschungszusammenarbeit zum Klimawandel aus.

Seit vergangener Woche laufen in Belém, Brasilien, auf der diesjährigen Weltklimakonferenz (COP30) die klimapolitischen Verhandlungen. Begleitend findet eine Messe mit einer Vielzahl von Länder- und Themenpavillons statt. Dort tauschen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu vielen Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel aus, diskutieren Lösungsansätze und informieren sich über neue Entwicklungen.

Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) setzt sich auch bei der diesjährigen COP dafür ein, diesen Dialog zu stärken. Denn: Zuverlässige wissenschaftliche Informationen zum Klimawandel sind entscheidend für ambitionierte Klimapolitik, gerade in Zeiten vielfältiger Krisen.

Plattform für Erfolgsgeschichten in der internationalen Zusammenarbeit

Der BMFTR-„Science for Action Evening" im deutschen Pavillon am 19. November 2025 bot Expertinnen und Experten aus Forschung, Politik und Zivilgesellschaft ein Forum für intensive Gespräche.

Unter dem Motto „International cooperation in climate change research: building data, trust, and momentum for change stand beim diesjährigen „Science for Action Evening“ das Leitmotiv der brasilianischen COP-Präsidentschaft im Mittelpunkt: der „Global Mutirão“ als Aufruf zur weltweiten Zusammenarbeit bei der Gestaltung einer klimagerechten Zukunft.

Zu Beginn wies Staatssekretär Dr. Rolf-Dieter Jungk (BMFTR) auf unterschiedliche Forschungskooperationen hin, die vom BMFTR unterstützt werden. Diese reichen von bilateraler bis multilateraler Zusammenarbeit und von langfristig angelegten Partnerschaften bis hin zu spontanen Kooperationen. 

Prof. Sönke Zaehle (Direktor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena) stellte das Amazon Tall Tower Observatory ATTO als ein Beispiel ausgewogener bilateraler Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland vor. Am Messturm ATTO werden wichtige Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen dem Amazonas-Regenwald und der Atmosphäre gewonnen, die einen großen Einfluss auf das regionale und globale Klima haben. Die Untersuchungen werden partnerschaftlich von brasilianischen und deutschen Forschenden durchgeführt, die sich in ihren Expertisen ergänzen. Das BMFTR initiierte den Aufbau der ATTO-Forschungsinfrastruktur gemeinsam mit dem brasilianischen Forschungsministerium MCTI und fördert seit 2009 die ATTO-Atmosphären-Forschung.

Um die Klimaresilienz im westlichen und südlichen Afrika zu stärken, gründete das BMFTR 2012 gemeinsam mit afrikanischen Partnerländern die Institutionen SASSCAL (Southern African Science Service Centre for Climate Change and Adaptive Landmanagement) und WASCAL (West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Landuse) und setzt sich seither vor Ort für Kapazitätsaus- und -aufbau sowie für Forschung ein. SASSCAL und WASCAL sind Beispiele für regionale Zusammenarbeit. WASCAL-Exekutivdirektor Prof. Emmanuel Ramdé und SASSCAL-Exekutivdirektorin Prof. Nelago Indongo beschrieben, wie diese zwischenstaatlichen Einrichtungen echten Mehrwert erzeugen: Indem sie Länder innerhalb der Region untereinander und mit Deutschland zum Beispiel über Graduierten-Programme verknüpfen, können sie die Bereiche Forschung, Kapazitätsentwicklung und Klimadienstleistungen voranbringen.

In der Joint Programming Initiative „Connecting Climate Knowledge for Europe“ (JPI Climate) koordinieren europäische Partnerländer – darunter auch Deutschland, vertreten durch das BMFTR – ihre Klimaforschungsförderung und finanzieren neue transnationale Forschungsaktivitäten. Der JPI Climate Vize-Vorsitzende, Frank McGovern (Environmental Protection Agency Ireland) hob während der Veranstaltung die Bedeutung politischen Willens für die internationale Zusammenarbeit hervor und betonte, dass diese nicht zufällig geschehe. Prof. Hans-Otto Pörtner (Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven) leitet die Studie zur Atlantischen Meridionalen Umwälzzirkulation (AMOC), die gemeinsam von den beiden Initiativen JPI Climate und JPI Oceans getragen wird. Diese Meeresströmung hat erheblichen Einfluss auf das Klima in Nordeuropa und -Amerika; ein Teil der AMOC ist bei uns als Golfstrom bekannt. Pörtner verwies daher auf die Dringlichkeit, Klarheit über mögliche Veränderungen der AMOC und die damit verbundenen Risiken zu bekommen. Die Erstellung von Studien zu Themen von besonderem Interesse ist eine von vielen Aktivitäten der JPI Climate, durch die die teilnehmenden Länder bei der Umsetzung des Pariser Abkommens unterstützt werden.

Die Vize-Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, Prof. Diana Ürge-Vorsatz (Central European University), ging im Event schließlich darauf ein, warum echte Inklusivität, Diversität und Gleichstellung unerlässlich sind für eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit in der Klimaforschung. Sie berichtete von laufenden Aktivitäten im IPCC, um eine inklusive Beteiligung an der Arbeit des Weltklimarats sicher zu stellen. Jüngstes Beispiel sei das IPCC-Expertentreffen zu „Gender, Diversity, Equity, and Inclusivity“ von diesem September, bei dem auch externe Expertise zu diesen Themen eingeholt wurde. Es wurden dort unter anderem regionale, geschlechter- oder altersbezogene Hürden für die Mitarbeit besprochen. Gerade beim IPCC sei es unerlässlich, dass die Berichte von allen Beteiligten als gemeinsames Produkt angesehen werden, um international weiterhin als „best available science“ anerkannt zu werden. Das BMFTR unterstützt gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) seit vielen Jahren intensiv den Beitrag der Deutschen Klimawissenschaft zum IPCC.

Reger Austausch in interaktivem Format

Im Anschluss an die Präsentationen diskutierten die Teilnehmenden vor Ort in Kleingruppen Details zu den unterschiedlichen Beispielen:

  • Über welchen Zeitraum läuft die Kooperation - langfristig angelegt, oder ad hoc? Warum?
  • Inwiefern hilft die Kooperation, die Inklusivität in den Klimawissenschaften zu verbessern?
  • Wie schaffen wir „echte multilaterale“, also gleichberechtigte, partnerschaftliche Ansätze?
  • Welche Rolle spielen Anwendungsorientierung und enge Kooperation mit lokalen Partnern?
  • Was sind/waren jeweils förderliche Bedingungen und größte Herausforderungen für erfolgreiche Kooperationsformate?

Auch die Gespräche nach den Diskussionsrunden boten Gelegenheit Kontakte zu knüpfen und ermöglichten so einen weiteren Austausch.

Eine Aufzeichnung des BMFTR-Events (ohne Gruppendiskussionen) steht auf der Webseite des Deutschen Pavillons zur Verfügung.