FONA-Transfersession: Wie die Mobilitätsforschung zur Mobilitätswende beitragen kann

Wie gelingt der Transfer nachhaltiger Mobilitätslösungen schneller, effektiver und flächendeckender im Sinne der Transformation des Mobilitätssektors? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der fünften FONA-Transfersession des BMBF am 28. April mit dem Titel „Nächster Halt Zukunft: Innovationen für eine nachhaltige Mobilität im Alltag“.

Stefan Müller, Leiter der Abteilung 7 „Zukunftsvorsorge - Forschung für Grundlagen und nachhaltige Entwicklung" im BMBF, eröffnete die rund zweistündige Online-Veranstaltung. In seiner Grußbotschaft hob er die große Bedeutung des Transfers im Rahmen der aktuellen und zukünftigen Ausrichtung der systemischen Mobilitätsforschung des BMBF hervor.
Über 90 Teilnehmende konnten sich im Anschluss in kleineren Runden austauschen und auf der eigens eingerichteten Plattform vernetzen. Sabine Schröder (nexus Institut) und Dr. Juliane Haus (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) präsentierten daraufhin die bisherigen Aktivitäten der Begleitforschung Nachhaltige Mobilität im Rahmen der Forschungsagenda „Nachhaltige urbane Mobilität", durch welche der Transfer angeregt und gefördert wird. Im Fokus standen verschiedene Formate wie u.a. Vernetzungsworkshops, Zukunftsbilder, eine Augmented-Reality-Umsetzung und der Innovationsbaukasten.

Veränderung von Mobilitätsoptionen und -routinen

Professor Dr. Meike Jipp vom DLR-Institut für Verkehrsforschung verdeutlichte in ihrer Keynote, dass Mobilität kein Selbstzweck sei, vielmehr ermögliche Mobilität den Menschen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und sich zu entfalten. Bei der Entscheidung, wie wir uns fortbewegten, spielten auf individueller Ebene unter anderem die Faktoren Zeit, Komfort und Preis eine Rolle. Pendlerinnen und Pendler bräuchten dabei in Deutschland im Durchschnitt etwa drei Mal so viel Zeit für eine Pendelstrecke mit dem ÖPNV im Vergleich zur Nutzung des (eigenen) Autos, wodurch sich die vorherrschende Präferenz für das Auto als Verkehrsmittel erklären ließe. Insgesamt sei es für eine Mobilitätswende und die Änderung der Mobilitätsroutinen gleichermaßen notwendig, die Mobilitätsoptionen zu erweitern, die Bewertung dieser Optionen sowie das Erleben zu verbessern und die Bekanntheit nachhaltiger Angebote zu erhöhen.

Transformation und Transfer durch Change Management

In der Podiumsdiskussion setzten sich Vertretende aus Wissenschaft und Praxis unter Einbezug laufender Projekte mit Erfolgsfaktoren und Hemmnissen hinsichtlich des Transfers von Mobilitätslösungen auseinander. Neben Professor Meike Jipp nahmen Dr. Stefanie Schwerdtfeger (Fachzentrum Nachhaltige Urbane Mobilität Hessen), Dr. Uli Molter (Stadt Oberursel) und Dr. Dirk von Schneidemesser (Changing Cities) am virtuellen Podium teil, das von Professor Christian Hoffmann (e-fect) moderiert wurde.

Frau Professor Jipp betonte, dass evidenzbasiertes Vorgehen entscheidend sei, um Aussagen von bestimmten, nicht repräsentativen Gruppen zu relativieren. Wichtig sei zudem einerseits, dass Menschen eine Euphorie für eine bessere Zukunft entwickelten, andererseits, dass sie diese Motivation im Zuge des Kulturwandels aufrechterhalten könnten. Herr Dr. von Schneidemesser erläuterte dabei am Beispiel von Changing Cities, wie Menschen sich vielerorts und insbesondere in Berlin bereits proaktiv und mit viel Engagement für die Mobilitätswende einsetzen. Präzedenzfälle und Positivbeispiele im Bereich Mobilität nahe der eigenen Heimat der Menschen seien dabei als Motivation und Inspiration besonders hilfreich. Es sollten Synergien geschaffen werden, indem gleichartige Maßnahmen der Mobilitätswende gebündelt und damit auf effiziente Weise organisiert und skaliert werden könnten. Als maßgeblich und gleichzeitig herausfordernd wurde von Frau Dr. Schwertfeger und Herr Dr. Molter angesehen, alle relevanten Akteure auf kommunaler Ebene in relevante Prozesse hinreichend einzubeziehen.

Darüber hinaus schätzten die Podiumsteilnehmenden eine aktive Beteiligung der Bevölkerung, den passenden Einsatz von Sprache und positiver Narrative, ein niedrigschwelliges Aufsuchen von Kommunen sowie das Anregen eines Austauschs zwischen Ämtern als besonders hilfreich für den Transfer ein. Hier brauche es auch Mut, um die notwendigen Schritte voranzugehen, dabei Ängste zu nehmen und eine kritische Masse an Unterstützenden zu erreichen.

Neben dem Transfer von Mobilitätslösungen diskutierten die Podiumsteilnehmenden auch über die Verstetigung der Forschungsergebnisse. Frau Dr. Schwerdtfeger merkte zum Beispiel an, dass Leuchtturmprojekte alleine nicht ausreichend seien. Vielmehr müssten nach Projektende für mehrere Jahre „Kümmerer" bzw. Mobilitätsmanagerinnen und Mobilitätsmanager in den Kommunen eingesetzt werden, um erzielte Projekterfolge durch weitere Kommunikationsarbeit, Berichterstattung oder Ähnliches zu verstetigen. Auch Herr Dr. Molter bekräftigte, dass ein solcher Zeitraum notwendig sei, um entsprechende Prozesse anzustoßen und sichtbare Erfolge zu erzielen.

Zum Abschluss stand für alle Podiumsteilnehmenden fest, dass der schnelle, effektive und flächendeckende Transfer von Mobilitätslösungen nur im Rahmen eines orchestrierten Change Managements gelingen kann, das unter anderem hinreichend Kommunikation, (Personal-)Ressourcen sowie das Einbeziehen aller Ebenen und Akteure beinhalten sollte.

 

Auf der FONA-Veranstaltungsplattform steht nun auch eine Video-Aufzeichnung der Session zur Verfügung, die nach erfolgter Registrierung eingesehen werden kann.

 

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