DeCarbFriends: Die Rolle digitaler Spielanwendungen in Freundschaftsnetzwerken zur Dekarbonisierung privater Konsumentscheidungen

Die Bekämpfung des Klimawandels als globale Herausforderung, wie er sich im Verlust der Biodiversität, in Wasser- und Ressourcenknappheit und dem demographischen Wandel widerspiegelt, erfordert kollektive Handlungsmuster.

Aus Sicht der neoklassischen Wirtschaftstheorie haben eigennützige, rationale Individuen praktisch keinen Anreiz freiwillig zur Bereitstellung von öffentlichen Gütern, wie individuellen freiwilligen Klimaschutzaktivitäten, beizutragen. Dieser Ansatz – der die psychologischen Motivationen und die Einbettung von Individuen in soziale Kontexte weitestgehend außer Acht lässt – unterschätzt jedoch die private Bereitschaft zur Bereitstellung öffentlicher Güter beizutragen, wie zahlreiche empirische Befunde beweisen. Die Soziologie, auf der anderen Seite, kann auf eine lange Tradition zurückblicken, in der individuelle Einstellungen und Verhaltensweisen als Ergebnis sozialer Kräfte, wie soziales Lernen und soziale Diffusionsmechanismen in komplexen sozialen Netzwerken, gesehen werden. Eine Kombination von soziologischen und ökonomischen Ansätzen könnte daher die Erforschung der Bereitstellung öffentlicher Güter im Allgemeinen, und des individuellen freiwilligen Klimaschutzes im Besonderen, voranbringen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass politische Maßnahmen, die auf den Annahmen der (neoklassischen) Standardökonomie beruhen und primär durch Preissetzung und finanzielle Anreize, und weniger durch soziale Interaktion, individuelles Veralten verändern möchten, nicht ausreichen um freiwillige Klimaschutzaktivitäten zu fördern. Es besteht daher ein dringender Bedarf neue politische Instrumente zu entwickeln, die den sozialen Kontext der Individuen berücksichtigen und darauf abzielen, diesen durch gezielte Interventionen zu aktivieren.

Projektziele
Aber wie können politische Maßnahmen auf eine Reihe von Beziehungen und nicht nur auf eine Gruppe von Individuen abzielen? Gamification – d. h. die Einbeziehung von Spieldesignelementen in soziale Nichtspiel-Prozesse – kann als ein neuartiges politisches Steuerungsinstrument betrachtet werden, um Klimaschutzinterventionen auf der Ebene von Freundschaftsbeziehungen anzusetzen. DeCarbFriends untersucht und entwickelt zwei digitale Spiele für die partizipative Politikgestaltung bei Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Anbietern von freiwilligen Klimaschutzaktivitäten (z. B. freiwillige CO2-Kompensation), Firmen und für politische Entscheider. Diese Gamification-Instrumente stellen einen neuartigen Ansatz zur Transformation privater Verhaltensweisen dar, die auf den Klimaschutz abzielen, ohne die Individuen ohne ihre Zustimmung zu manipulieren, wie dies beim Nudging der Fall ist. DeCarbFriends liefert damit eine empirische Grundlage für weitere Informations- und Bildungsprogramme hinsichtlich des Potenzials und der Effektivität von Gamification einzelner Dekarbonisierungsstrategien, die in der Gesellschaft noch nicht etabliert sind und daher noch mit großen Unsicherheiten in der Bevölkerung verbunden sind, wie dies bei Investitionen in Klimaschutzprojekte durch Crowdfunding, Reduzierung des Fleisch- und Milchproduktverbrauchs und freiwillige CO2-Kompensation der Fall ist.

Projektleitung

Dr. Anja Köbrich León
Institut für Volkswirtschaftslehre
Fachgebiet Empirische Wirtschaftsforschung
Universität Kassel
Nora-Platiel-Str. 5, 34109 Kassel

E-Mail: decarbfriends@uni-kassel.de 

Projektwebseite

Zuletzt geändert am