Nigeria auf dem Weg zur Wasserstoffnation

Nigeria könnte schon bald eine führende Rolle in der afrikanischen Energiewende übernehmen. Das deutsch-nigerianische Forschungsprojekt Nigeria4H2 hat das enorme Potenzial des Landes für eine grüne Wasserstoff- und Ammoniakwirtschaft aufgezeigt und in seinem Abschlussbericht zusammengefasst. Es wird koordiniert vom westafrikanischen Klimakompetenzzentrum WASCAL und finanziert vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR).

Trotz reichhaltiger fossiler und erneuerbarer Ressourcen hat Nigeria bis heute Energieengpässe, insbesondere in ländlichen Regionen, und ist stark von Düngemittelimporten abhängig. Dies schwächt die landwirtschaftliche Produktivität und die wirtschaftliche Unabhängigkeit des Landes. Die Studie zeigt, dass Nigeria dank hoher Sonneneinstrahlung, einer großen Wasserkraftkapazität  sowie zusätzlichen Biomasse- und Windkraftpotenzialen jährlich mehr als 16.000 Terrawattstunden grünen Wasserstoff erzeugen könnte.

Im Mittelpunkt steht dabei grünes Ammoniak, das aus Wasserstoff gewonnen wird und als Schlüssel für die Düngemittelversorgung gilt. Die Autoren haben in dem Bericht drei Szenarien untersucht: Das konservative „Local NPK“-Modell sieht bis 2060 die Produktion von rund 356.000 Tonnen grünem Ammoniak ausschließlich für den heimischen Markt vor. Das „Best Guess“-Szenario kombiniert Inlandsbedarf und moderate Exporte mit über drei Millionen Tonnen Jahresproduktion. Am ambitioniertesten ist das „H2 Diplo“-Modell: Mit bis zu 4,75 Millionen Tonnen pro Jahr könnte Nigeria zu einem regionalen Exportzentrum aufsteigen.

Auch die notwendigen Investitionssummen wurden berechnet: Zwischen sieben Milliarden Euro im lokalen Szenario und bis zu 61 Milliarden Euro bei Produktion für den globalen Markt. Der größte Anteil entfällt dabei auf den Aufbau von erneuerbaren Energien, gefolgt von Wasserstoff- und Ammoniakanlagen. Trotz der finanziellen Hürden sind die Chancen erheblich: Nigeria könnte seine Abhängigkeit von Importen verringern, neue Arbeitsplätze schaffen und eine Exportindustrie etablieren, die das Land international wettbewerbsfähiger macht.

Entscheidend für den Erfolg ist laut Bericht eine nationale Wasserstoffstrategie, die Energie-, Landwirtschafts- und Umweltpolitik miteinander verzahnt. Neben staatlichen Institutionen müssen auch Privatwirtschaft, Forschung und internationale Partner eingebunden werden. Gelingt es, diese Kräfte zu bündeln, könnte Nigeria nicht nur die eigene Versorgung sichern, sondern auch zu einem Vorreiter der grünen Transformation auf dem afrikanischen Kontinent werden.