Monatsthema Dezember „UN-Klimagipfel 2019“: Deutsche Meeres- und Polarforschung ist exzellent aufgestellt

In der Arktis tritt der Klimawandel schon jetzt deutlich in Erscheinung – hier schreitet die Erwärmung schneller voran als in anderen Regionen der Erde. Gleichzeitig versauern die Meere durch die Aufnahme von CO2. Welche Schlüsselrolle spielen der Ozean und die Kryosphäre im globalen Klimasystem? Was können wir aus der Meeresforschung über die Versauerung der Meere und die Speicherung von CO2 in den Ozeanen lernen? Aktuelle Forschungsergebnisse liefern erste Antworten und Lösungsansätze für eine faktenbasierte Klimapolitik.

Von der arktischen MOSAiC-Expedition zur Ozean-Versauerung und CO2-Speicherung
Donnerstag, 05.12.2019, 13:30 – 14:30 Side Event am Deutschen Pavillon

Teilnehmende:

  • Tim Eder, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Referat 725 „Meeres-, Küsten- und Polarforschung"
  • Prof. Hans-Otto Pörtner, Alfred-Wegener-Institut (AWI) / IPCC
  • Dr. Dirk Schories, Projektträger Jülich
  • Dr. Toste Tanhua, GEOMAR
  • Torsten Thiele, Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) und International Programme on the State of the Ocean (IPSO)

Arktische Bilder der MOSAiC-Expedition haben die Begleitveranstaltung des BMBF auf der COP25 für den Bereich Küsten-, Meeres- und Polarforschung eröffnet. Seit mehr als zwei Monaten driftet das deutsche Forschungsschiff POLARSTERN im Eis eingeschlossen durch das Nordpolarmeer, um die bisher größte und einzigartige Expedition zur internationalen Klimaforschung in den Polarregionen durchzuführen. Insgesamt 600 Forscherinnen und Forscher arbeiten in nahezu vollständiger Dunkelheit des arktischen Winters. Ihr Lohn: ein Datenschatz aus nahezu unzugänglicher Region des Polarmeers. Dieser Datenschatz wird das Verständnis und die Prognosen zur Klimaentwicklung signifikant verbessern - und auch für zukünftige Generationen relevant sein.

Dr. Toste Tanhua vom GEOMAR - Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel betonte die Rolle der Ozeane als bedeutende Senke für anthropogenes Kohlendioxid. Jährlich werden im Ozean fast 10 Milliarden Tonnen Kohlendioxid gespeichert - jedoch mit enormen zeitlichen und räumlichen Unterschieden. Insbesondere die geringe Beobachtungsabdeckung in den hohen Breitengraden während der Wintermonate ist eine bedeutende Unsicherheitsquelle in der Modellierung. Gerade deswegen sei die MOSAiC-Expedition so relevant.

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MOSAIC - International Arctic Drift Expedition
In dem Film werden die letzten drei Monate der MOSAiC-Expedition gezeigt. Ein zentraler Meilenstein war, eine geeignete Eisscholle zu finden, um darauf das „Distributed Network“ und das Polarcamp zu errichten. Außerdem zeigt das Video, unter welchen Extrembedingungen und damit verbundenen Herausforderungen die Wissenschaftler täglich arbeiten.© AWI

Prof. Hans-Otto Pörtner, Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II und einer der Autoren des IPCC-Sonderberichts über den Ozean und die Kryosphäre, die gefrorenen Regionen der Erde, machte ebenfalls deutlich, dass es höchste Zeit zum Handeln ist. In seinem Beitrag fokussierte er sich vor allem auf die Erwärmung des Ozeans, seiner zunehmenden Versauerung und dem Sauerstoffverlust. Gemeinsam sind sie die Hauptklimatreiber im Ozean, die Auswirkungen auf Organismen, Biodiversität und Ökosysteme haben. Der deutsche Forschungsverbund BIOACID hat die wesentlichen Grundlagen zum Verständnis der Ozeanversauerung untersucht, deren Ergebnisse der Politik zur Verfügung stehen.

Wie ein sofortiges Handeln zur Verbesserung des Ozeans und seiner Funktion als CO2-Speicher aussehen könnte, erläuterte Torsten Thiele vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS). Auch er wies darauf hin, dass schädliche Veränderungen bereits jetzt auftreten und möglicherweise nicht mehr rückgängig gemacht werden könnten. Es wurden bereits prioritäre Themen identifiziert, die gemeinsam angegangen werden sollen, um potenzielle negative ökologische Auswirkungen im globalen Ozean abzuwenden. Dies erfordere eine ehrgeizige Agenda für globale Regulierungen, z. B. im Rahmen der Vertragsverhandlungen zum Umgang mit der Hohen See, der Durchsetzung von Standards für Meeresschutzgebiete, der Beendigung von Überfischung und anderen nicht nachhaltigen Fischereipraktiken sowie der Reduzierung der Meeresverschmutzung. Thiele wies zudem darauf hin, dass die Einrichtung umfassender Finanzierungsmechanismen für das Meeresmanagement und den Küstenschutz, einschließlich naturbasierter Lösungen, sowie die Ausweitung der Meereswissenschaften und die Datenerfassung wichtige Komponenten für die Umsetzung einer koordinierten Strategie zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Ozeane ist.

„Time for action" – mit Verweis auf das Motto der COP25 bekräftige Tim Eder vom BMBF in der abschließenden Diskussion die Rolle der Deutschen Meeresforschung. Diese sei international exzellent aufgestellt, lösungsorientiert und an den Belangen der Gesellschaft ausgerichtet. Neue internationale Dialoge, wie das Arctic Funders Forum, seien innovative Beispiele über die bedeutende Rolle und Einbindung der Wissenschaft bei politischen Entscheidungsprozessen.