Abschlusskonferenz „Grüne Stadt der Zukunft“ – Wie Quartiere in einer wachsenden Stadt klimaresilient werden

Deutsche Städte verdichten sich und leiden unter Hitze und Starkregen. Wie lassen sich Grünflächen in die Stadtplanung integrieren und Nutzungskonflikte minimieren? Das BMBF-Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“ präsentierte praktische Lösungen in München.

Die Folgen des Klimawandels, wie etwa häufigere und intensivere Hitzeperioden, stellen dicht besiedelte Städte wie München vor neue Herausforderungen. Für Abkühlung sorgt grüne Infrastruktur mit ihren Ökosystemleistungen: Stadtgrün bietet Verdunstungskühlung und Verschattung, es lässt Regenwasser langsamer versickern und reinigt die Luft von Schadstoffen.

Doch wie kann eine leistungsfähige grüne Infrastruktur auch in wachsenden Städten in die Stadtplanung integriert werden und welche Rolle spielen dabei Akteure in der Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft? Am 6. November 2023 kam das Konsortium des vom BMBF geförderten Projekts „Grüne Stadt der Zukunft" unter Koordination der Technischen Universität München zu einer Abschlusskonferenz in München mit 150 Teilnehmenden vor Ort und 240 im Live-Stream zusammen, um die Ergebnisse aus fünf Jahren Forschung zur Klimaresilienz in der Stadt zu präsentieren.

Mehr Grün durch Stadtplanung, Quartiersarbeit und Aktivierung der Stadtgesellschaft
Um mehr Grün in die Stadt zu bringen, haben die Forschenden nicht nur unterschiedliche Planungsprozesse und Quartierstypen sowie die Wirksamkeit von verschiedenen Maßnahmen zur Klimaresilienz eingehend untersucht, sondern auch die jeweiligen Akteure identifiziert und ihre Erwartungen analysiert – inklusive von Nutzungskonflikten beispielsweise zwischen Befürwortern von Parkplätzen einerseits und Grünflächen andererseits. Auf dieser Basis hat das Forschungsteam mit seinem praxisorientierten Ansatz ein breites Spektrum von Klima-Anpassungsmaßnahmen für Stadtplanende entwickelt. Die Zahlen, Daten und Fakten sowie Handlungsempfehlungen sind so aufbereitet, dass sie auch auf andere Kommunen in Deutschland übertragbar sind (siehe weiterführende Links in rechter Spalte).

Stadtplanung für eine „Grüne Stadt der Zukunft"
Für die Stadtplanung haben die Forschenden verschiedene Wege aufgezeigt, um Grünflächen in die Planung zu integrieren. Hierfür muss in Stadtverwaltungen jedoch abteilungsübergreifend und ergebnisorientiert zusammengearbeitet werden. Strategisch ist zu empfehlen, Personal bereitzustellen, um die vorhandenen Ressourcen zu erweitern. Für die Integration von Stadtgrün stehen beispielsweise Förderprogramme des Bundes und der Länder zur Verfügung, wie etwa die Städtebauförderung. Dabei sollten nicht nur Neubauten im Mittelpunkt stehen, sondern Bestandsbauten und auch Gewerbegebiete.

Zentral ist die frühzeitige Einbringung von Grünflächen in städtebauliche Wettbewerbe, wofür das Projekt ebenfalls Handlungsempfehlungen erarbeitet hat. Dazu erklärte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard: „Klimaanpassung ist kein ‚nice to have' mehr, sie muss auch in Planungswettbewerben berücksichtigt werden. Deswegen ist das Projekt 'Grüne Stadt der Zukunft' so wichtig."

„Grüne und graue" Maßnahmen für die Siedlungsentwicklung
Unter „grüne Maßnahmen" fällt jede Art von Stadtgrün – vom Baumerhalt bis zur Dachbegrünung. Solche Maßnahmen werden in den Stadtparlamenten oft lange diskutiert. Vor diesem Hintergrund hat das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" durch seine Forschung wissenschaftlich belegt, welche grüne Maßnahme unter welchen Bedingungen die meiste Wirkung entfaltet. Demnach sind die effektivsten grünen Maßnahmen für das städtische Mikroklima die Erhaltung des vitalen Altbaumbestands sowie die Schaffung von Grün- und Freiflächen. Darüber hinaus mindern auch neue Baumpflanzungen, Gebäudebegrünung an Fassaden und Dächern sowie der Einsatz erneuerbarer, emissionsfreier Energien die Überhitzung. Stadtverwaltungen können zudem mit Kaltluftbahnen für nächtliche Abkühlung sorgen und den ruhenden und fließenden Verkehr so steuern, dass Stadtbäume und Grünflächen besser erhalten werden. Ebenfalls notwendig sind „graue Maßnahmen", das sind bauliche Maßnahmen an Gebäuden und Strukturen. Dazu gehören zum Beispiel die Entsiegelung von Parkplätzen und Innenhöfen, eine ökologische Baustoffauswahl, eine Nachverdichtung durch Aufstockungen anstatt durch ebenerdigen Neubau. Zudem senkt eine kompakte Bauweise den Heizungsbedarf.

Aktivierung der Stadtgesellschaft für mehr Grün in der Stadt
Die Grüne Stadt der Zukunft kann nur realisiert werden, wenn alle verantwortlichen Akteure an einem Strang ziehen. Dafür muss als erster Schritt eine Akteurs- und Zielgruppenanalyse für das jeweilige Quartier erfolgen. Welche Motivationen haben die verschiedenen Akteure? Fachliches Interesse lässt sich mit Wettbewerben und Ausstellungen ansprechen, Anwohnerinnen und Anwohner mit lokalem Bezug schätzen Nachbarschaftsfeste oder einen geführten Stadtspaziergang. Bei Unternehmern und Geschäftsleuten ist es wichtig, für Reputationsgewinne zu sorgen. Das Projekt stellt in einem Leitfaden verschiedene Aktivierungsformate vor, die Stadtplanende mit der Bevölkerung durchführen können.

Städte im Klimawandel resilient gestalten – gemeinsame Zukunftsbilder
Auch durch gemeinsam erarbeitete Zukunftsbilder eröffnen sich vielfältige Perspektiven und Möglichkeiten, um für die Schaffung von grünen Infrastrukturen miteinander in den Dialog zu treten. Gefragt sind hier die jeweiligen Akteure der Stadtgesellschaft, wie Bewohner, Vereine, Hauseigentümer, Gewerbetreibende etc. Sie alle können zur Verbesserung der Lebensqualität in den Quartieren einen Beitrag leisten. Moderierte Prozesse für Zukunftsbilder unterstützen dabei, positive Visionen zu entwickeln und diese mit vereinten Kräften umzusetzen.

Das BMBF hat das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft" innerhalb der Fördermaßnahme „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region" in drei Phasen von 2018 bis 2023 mit insgesamt rund 3,5 Millionen Euro gefördert.