Klimaanpassung regional: Forschung mit neuen Tools für Kommunen und Wirtschaft

Starkregen, Hitze und niedrige Flusspegel: Bei der RegIKlim-Konferenz standen Strategien zur Klimaanpassung im Fokus – jeweils zugeschnitten auf die verschiedenen Regionen Deutschlands, von der Küste über die Mittelgebirge, von Innenstädten bis zu ländlichen Gebieten.

Langanhaltende Trockenheit in der Landwirtschaft, Hitzebelastungen in der Stadt oder Starkregen und Hangrutsche in Gebirgen – die Folgen des Klimawandels zeigen sich je nach Region sehr unterschiedlich. Mit der Fördermaßnahme „RegIKlim – Regionale Informationen zum Klimahandeln“ unterstützt das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) Städte und Gemeinden dabei, sich gezielt auf lokale Klimarisiken vorzubereiten. 

Ziel der Forschungsprojekte ist es, praxisnahe Informationen und digitale Tools zu entwickeln, mit denen Kommunen und Wirtschaft passgenaue Anpassungsstrategien erarbeiten und umsetzen können. Dafür fördert das BMFTR seit 2020 acht Projekte in sechs Regionen – von der ostfriesischen Küste über die Mittelgebirge bis zum bayerischen Oberland. Anfang November 2025 stellten die Projektpartner den rund 100 Teilnehmenden neue Erkenntnisse und Zwischenergebnisse auf der RegIKlim-Statuskonferenz in Duisburg vor. 

Update aus der Forschungs- und Entwicklungsphase: erste digitale Tools zur Klimaanpassung in der Praxis
Eine wirksame Anpassung an die Folgen des Klimawandels erfordert ein Zusammenspiel aller relevanten Akteure – von Verwaltung über Wissenschaft bis zur Wirtschaft. Grundlage dafür sind wissenschaftlich fundierte Online-Tools, die so entwickelt werden müssen, dass sie gezielt den unterschiedlichen Bedürfnisse von Kommunen und Unternehmen dienlich sind.

Ein gelungenes Beispiel für die enge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis ist der neue „Digitale Klimaatlas Region Stuttgart“ – ein Tool, das im RegIKlim-Projekt ISAP weiterentwickelt wurde. Mit dem Klimaatlas erhalten Planerinnen und Planer in der Region Stuttgart gezielte Unterstützung bei der Berücksichtigung von Klimarisiken. Der Raum Stuttgart ist nicht nur durch Gebäude, Straßen und Plätze hochverdichtet, sondern auch durch eine Kessellage besonders gefährdet: Durch die Topographie heizt sich der sogenannte Stuttgarter Kessel stark auf, zusätzlich steigt bei stärker auftretenden Starkregenereignissen das Gefahrenpotenzial für Überschwemmungen. Daher ist die Klimaanpassung hier besonders relevant. 

Der „Digitale Klimaatlas Region Stuttgart“ bietet aktuelle Daten, interaktive Karten und praxisnahe Informationen zur Anpassung an Hitze und Starkregen für Kommunen und Wirtschaft. Entwickelt wurde die Plattform speziell für Fachkräfte in der Regional- und Bauleitplanung. Diese Plattform macht wissenschaftliche Erkenntnisse mit wenigen Klicks direkt nutzbar.

Ein weiteres, neu entwickeltes Tool kommt aus Duisburg – der Gastgeberstadt für die RegIKlim-Statuskonferenz. Dort ist das Projekt R2K-Klim+ beheimatet: Es hat mit verschiedenen Modellen – sogenannten Wirkmodellen – ermittelt, wie sich Hitze auf die Bevölkerung, Überflutungen auf die Infrastruktur und Niedrigwasser auf die Wirtschaft auswirken. Um diese Auswirkungen vergleichbar zu machen, wurden sie im neu erstellten Entscheidungsunterstützungssystem KLAUS (KLimaAnpassung Urbaner Systeme) zusammengeführt. Über eine eigens entwickelte Bewertungsmethodik wird sichergestellt, dass Themen der Klimaanpassung nicht eindimensional, sondern immer im Kontext einer ganzheitlichen Stadtentwicklung betrachtet werden. So konnten die Ergebnisse der Wirkmodelle aus dem Projekt R2K-Klim+ bereits in verschiedene kommunale Prozesse integriert werden. 

Ein erstes Beispiel dafür sind die in KLAUS integrierten Starkregenmodelle, die aktuell von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD) eingesetzt werden. Die Modelle helfen dabei, das Niederschlagswassermanagement in Siedlungsgebieten gezielt zu planen und umzusetzen. Ein weiteres Beispiel sind die Ergebnisse aus der ökonomischen Modellierung bei Niedrigwasser sowie der Verkehrsmodellierung: Diese unterstützen im Stadtkonzern Duisburg bereits die Umsetzung der „Perspektive Nachhaltige Rheinschifffahrt 2030“.

Auf diese Weise trägt das BMFTR durch die Förderung der Maßnahme RegIKlim dazu bei, passende Tools zur Analyse der Situation und für die Identifikation geeigneter Gegenmaßnahmen bereit zu stellen. 

RegIKlim - Regionale Informationen zum Klimahandeln

Acht Projekte entwickeln im Rahmen von RegIKlim seit 2020 Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. In sechs Modellregionen werden in transdisziplinären Projekten gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft neue Werkzeuge für Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel vor Ort erarbeitet. Zwei Querschnittsvorhaben (WIRKsam und NUKLEUS) bündeln die Arbeiten aus den Modellregionen und unterstützen den Ergebnistransfer in die Praxis. Durch die Aufbereitung relevanter Daten und Wissen zu Klimaveränderungen unterstützen die Projekte lokale Akteure bei der eigenständigen Entscheidung zur Auswahl und Umsetzung zielgerichteter und lokal angepasster Maßnahmen. Das BMFTR stellte für die erste Phase von RegIKlim eine Fördersumme von rund 18 Millionen Euro im Zeitraum von 2020 bis 2023 bereit. Die zweite Phase wird mit rund 17 Millionen Euro bis 2026 unterstützt.