Gut gerüstet: Historische Burg mit neuem Starkregen-Warnsystem

Als Folge des Klimawandels warnen Forschende vor vermehrten und intensiveren Niederschlägen. Das BMBF-Projekt BREsilient hat für Bremen neue Lösungen zum Schutz entwickelt – so auch für die mittelalterliche „Burg Blomendal“.

Eine Weide raschelt im Wind. Auf dem nahegelegenen Flüsschen treibt ein abgebrochener Ast langsam auf dem Wasser. Zwischen den Bäumen und Hecken macht sich ein gepflasterter Weg breit: Er führt zur mittelalterlichen „Burg Blomendal", die etwas versteckt im Bremer Norden – etwa 20 Kilometer vom Zentrum der Hansestadt entfernt – liegt. Klaus Peters, Vorsitzender des Vereins Burg Blomendal, steht inmitten der kleinen Burganlage und lässt seinen Blick über die historischen Gebäude schweifen. „Was im 14. Jahrhundert von Raubrittern erbaut wurde, ist heute zu einem ganz ‚bunten' Begegnungsort geworden", freut er sich. Nach umfassender Restaurierung in den 1970er Jahren sind in der Burg gegenwärtig die Archivräume des Heimatvereins Blumenthal e. V. und eine Kita untergebracht. Außerdem finden dort regelmäßig Events statt – wie etwa Konzerte, Hochzeiten, Tagungen und Ausstellungen. „Über die Jahre hinweg hat es nicht nur Veränderungen hinsichtlich der Nutzung der Gebäude gegeben. Wir merken auch, wie sehr sich das Klima wandelt – und haben erkannt, wie dadurch der Schutz vor Wasser immer wichtiger für das Burgareal wird. So sind wir vor sechs Jahren als Praxispartner zum Forschungsprojekt BREsilient gekommen", erklärt Klaus Peters.

Ein Hauptaugenmerk des Projektes BREsilient, das im Sommer 2023 endete, lag auf Überschwemmungen durch Starkregen und Sturmfluten und daraus resultierende Schäden. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit über einer Million Euro innerhalb der Maßnahme „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region". Die Projektkoordination lag dabei an zentraler Stelle: Geleitet wurde BREsilient von Dr. Lucia Herbeck von der Freien Hansestadt Bremen. Klaus Peters denkt gerne an die Zusammenarbeit zurück: „Bei dem Projekt hat man stark gemerkt: Hier ziehen alle an einem Strang. Von Anfang an war das Bremer Umweltressort sehr interessiert an einer guten Lösung für unsere Situation auf der Burg Blomendal."

Eine Burg mitten im Auengebiet

So malerisch die Lage der Burg an schönen Tagen ist, so sehr ist sie bei Starkregen – wenn in einer verhältnismäßig kurzen Zeit große Niederschlagsmengen fallen – gefährdet. Zwei kleine Gewässer liegen in unmittelbarer Umgebung und fließen bei der Burg zusammen: die Blumenthaler Aue und die Beckedorfer Beeke. Erschwert wird die Situation bei extremen Niederschlagsmengen durch die Lage der Burg in einer Senke. Um das Risiko für das Burgareal bei intensiven (36 l/m2 in einer Stunde), außergewöhnlichen (45 l/m2 in einer Stunde) und extremen (89 l/m2 in einer Stunde) Starkregen festzustellen, wurden im Forschungsprojekt Modellberechnungen und Simulationen durchgeführt. Das Ergebnis: Auf den neu entwickelten Überflutungskarten kann der Grad der Gefährdung nun schnell abgelesen und entsprechende Schutzmaßnahmen vorgenommen werden. „Am wichtigsten ist uns natürlich der Schutz der Menschen, gerade da hier jeden Tag kleine Kinder spielen", erklärt Klaus Peters und zeigt auf ein Gebäude, in dem eine Kita für unter Dreijährige untergebracht ist. „Als wir das Risiko so deutlich von den Karten ablesen konnten, fühlten wir uns alle sehr bestärkt, das Thema angegangen und alle Personen hier für die Gefahr durch Starkregen sensibilisiert zu haben. Jetzt haben wir es ‚Schwarz auf Weiß': Wir können aufgrund des beengten Geländes keine technischen Schutzvorrichtungen wie Deiche errichten und so das Wasser aufhalten, wenn es große Niederschlagsmengen gibt. Was wir aber machen können, ist dafür zu sorgen, dass alle Menschen rechtzeitig gewarnt und entsprechende Vorsorgemaßnahmen getroffen werden können. Heute können wir sagen: Jeder weiß, wann gewarnt und evakuiert werden muss!"

Gemeinsam schützen: das neue, ortsspezifische Warnsystem zum Schutz bei Starkregen

Was die Überflutungskarten auch zeigen: Nicht nur die Burg, sondern auch weitere an der Blumenthaler Aue angrenzende Wohnhäuser sind bei Starkregen gefährdet. Die Idee des Projektes BREsilient: eine sogenannte Starkregenpartnerschaft zu gründen. „Kern dieser Partnerschaft ist ein regelmäßiger Austausch zwischen Politik, Verwaltung, den Anwohnerinnen und Anwohnern, Initiativen, Vereinen und Firmen zum Thema Starkregen- und Hochwasservorsorge im Gebiet der Blumenthaler Aue. Mittlerweile haben wir uns schon dreimal getroffen", stellt Klaus Peters fest. „Dabei gewinnen wir alle: Jeder informiert den anderen, wenn es etwas Neues zum Thema Vorsorge vor Schäden durch Starkregenereignisse gibt. Das kann alles Mögliche sein, beispielsweise auch, wenn jemand Erfahrungen zu einer Schutzvorrichtung teilen möchte – wie etwa zu Rückstauklappen oder Flutschotts, die Fenster und Türen komplett verschließen können."

Neben der Starkregenpartnerschaft hat das Projekt BREsilient speziell für das Gebiet Blumenthaler Aue ein Kurzfrist-Vorhersagesystem für Starkregen entwickelt. „Das System ist noch in der Testphase, kann aber schon von angemeldeten Personen genutzt werden", freut sich Klaus Peters. „Damit bekommen alle Beteiligten bei Starkregengefahr eine automatisch versendete E-Mail aufs Handy oder – wie in meinem Fall – einen Anruf auf dem Festnetz. So haben wir alle etwa 30 Minuten Vorlauf. Wir können Schutzvorkehrungen treffen wie etwa Flutschotts an den Eingängen anbringen und vor allem Menschenleben sichern." Das Kurzfrist-Vorhersagesystem basiert auf Radardaten des Deutschen Wetterdienstes. Ergänzt wird es durch ortsspezifische Berechnungen, wodurch genauere Vorhersagen für das Burgareal und Umgebung getroffen werden können. „Es funktioniert schon heute gut, wie wir in einer groß angelegten Katastrophenschutzübung im September dieses Jahres sehen konnten. Dabei hat die Feuerwehr Bremen zusammen mit der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk und den Deichverbänden auch den Einsatz bei einem Starkregenereignis geprobt. Für uns ist es eine große Erleichterung, zu wissen, dass bei Starkregen-Alarm die Burg und die Menschen hier bestmöglich geschützt werden können."

Auch in Zukunft nach dem Abschluss des BREsilient-Projekts wird das Thema Starkregenvorsorge Klaus Peters und alle Beteiligten weiterhin begleiten. „Gerade in den letzten Jahren haben wir auch hier auf der Burg noch einmal deutlich gespürt, wie sich das Klima verändert: Während wir letztes Jahr befürchtet hatten, es werde gar nicht mehr regnen, zeigt sich das jetzige Jahr sehr nass. Wenn dann auf bereits ‚durchtränkte' Böden große Niederschläge fallen, bin ich sehr erleichtert, nun besser gewappnet zu sein."