Klima und Energie in Afrika: Erste internationale WASCAL-Wissenschaftskonferenz

Wie kann die Klimaresilienz in Afrika erhöht und eine gerechte Energiewende vorangetrieben werden? Zu diesen und weiteren Themen wurde auf der WASCAL-Konferenz vom 20. bis 24. Oktober 2025 in Abuja diskutiert – mit Unterstützung des BMFTR.

Afrika ist mit am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen, obwohl der Kontinent die geringsten Treibhausgasemissionen verursacht. Immer intensivere Dürren, Stürme und Überschwemmungen bedrohen die Ernährungssicherung sowie Wasser- und Energieversorgung. Die Gesundheit der Menschen ist gefährdet, die Lebensqualität sinkt.

Nun hat Westafrika einen wichtigen Schritt in Richtung einer klimaresistenten und kohlenstoffarmen Zukunft gemacht: Das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderte Klimakompetenzzentrum WASCAL (West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use) hat Ende Oktober seine erste internationale Konferenz zu „Klimawandel und gerechte Energiewende (I3C-JET)“ in Abuja, Nigeria, und online veranstaltet.

„Afrikas Reaktion auf die globale Klimakrise beschleunigen“ – mit diesem Ziel kündigte der WASCAL-Exekutivdirektor Prof. Emmanuel Ramdé die WASCAL International Conference on Climate Change and Just Energy Transition (I3C-JET) an. Das Programm umfasste Themen wie erneuerbare Energien, Grüner Wasserstoff, Klimawandel und -forschung, Anpassung von und Umgang mit der Landwirtschaft, Katastrophenvorsorge, Migration, Finanzierung und Klimadienstleistungen. Weitere wichtige Diskussionspunkte waren Kapazitätsbildung und die Förderung von Inklusion. Bei der Konferenz kamen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie Investoren und Entwicklungspartner zusammen, um innovative Lösungen zur Bewältigung der Gefahren des Klimawandels und zur Förderung einer gerechten Energiewende in Afrika zu erörtern.

Die rund 200 Teilnehmenden tauschten sich unter anderem intensiv über die Auswirkungen des Klimawandels auf Afrika aus und diskutierten die Entwicklung des afrikanischen Energiebedarfs sowie die Chancen erneuerbarer Energien. Thematisiert wurde außerdem, wie mit Produktion, Export und Vertrieb von grünem Wasserstoff Wirtschaftszweige aufgebaut werden können. Des Weiteren wurde darüber diskutiert, welche Potenziale und Herausforderungen sich aus diesen Bereichen ergeben können.

Im Fokus der Konferenz stand, die internationale Zusammenarbeit zu stärken, Wissenslücken zu schließen und Innovation in diesen Bereichen zu fördern. Hierzu wurden unter anderem politische Rahmenbedingungen und Finanzierungsfragen thematisiert, die für die Umsetzung wirkungsvoller Klimainitiativen erforderlich sind. Zudem präsentierten ausgewählte, vom BMFTR geförderte Forschungsprojekte ihre bisherigen Ergebnisse – so  zum Beispiel das Projekt CICLES (Customized and Integrated Climate Services for Improved Resilience and Sustainable Socio-Economic Development in West Africa), das maßgeschneiderte und integrierte Klimadienstleistungen entwickelt, die politischen Entscheidungsträgern, Gemeinden und Institutionen in ganz Westafrika zur Verfügung gestellt werden sollen.

Side Event des Forschungsprojekts CICLES – aktuelle Forschungsergebnisse für umsetzbare, inklusive und datengestützte Lösungen

Die in Kooperation von WASCAL mit dem deutschen Partner Climate Service Center Germany (GERICS) entwickelten Dienstleistungen des Projekts CICLES umfassen die Bereitstellung und Analyse von Klimadaten, die rechtzeitige Information über extreme Klimaereignisse, Informationen zu zunehmender Migration durch Naturkatastrophen, Empfehlungen zu klimapolitischen Maßnahmen sowie die Durchführung von Workshops und Schulungen. Bei einem Side Event der WASCAL-Konferenz konnte CICLES einige Meilensteine präsentieren:

  • Über 2.800 Praktiker, Forschende und politische Entscheidungsträger wurden durch zwei Klimabulletins zu wichtigen Themen, wie klimabedingte Migration, Gesundheit und Ernährungssicherheit erreicht.
  • 475 Personen – darunter 62 Frauen – wurden über die digitale Plattform PlanteSaine in der Erkennung und Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten geschult.
  • 380 Landwirte und Berater wurden mit saisonalen Vorhersagen für eine bessere landwirtschaftliche Planung unterstützt.
  • Das regionale Fachwissen wurde durch die Schulung von 37 Forschenden und Praktikern in den Bereichen KI, maschinelles Lernen und Pflanzenmodellierung gestärkt.
  • Die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Politik wurden durch Dialoge gestärkt, die Entscheidungsträgern dabei helfen, mit Unsicherheiten bei der Anpassungs- und Investitionsplanung umzugehen.

Prof. Daniela Jacob, Leiterin des Projekts CICLES am GERICS, betonte im Side Event, dass es bei Klimadienstleistungen insbesondere darum gehe, dass diese nützlich und anwendbar seien und letztlich auch genutzt werden müssen, um eine Wirkung zu erzielen. Ein wichtiger Aspekt für die Nutzung von Klimadienstleistungen sei das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in diese. Um dieses aufzubauen, wurden von Anfang an potenzielle Endnutzerinnen und -nutzer aus Politik, Wirtschaft und der Bevölkerung bei der Entwicklung der Sevices miteingebunden.

Side Event „Beitrag der WASCAL-Projekte für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff zu einer gerechten Energiewende“

Diese Veranstaltung diente als dynamische Plattform für den Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern, Forschenden, Akteuren aus dem privaten Sektor und Entwicklungspartnern, um Erkenntnisse darüber auszutauschen, wie Wissenschaft, Innovation und Partnerschaften eine faire und inklusive Energiewende in Westafrika beschleunigen können.

Vorgestellt wurden unter anderem:

  • BMFTR-Projekte zu Grünem Wasserstoff: PV2H und BIO2H (Burkina Faso), Nigeria4H2 (Nigeria), W2E (Ghana), Lab Togo und LabCon2 (Togo) sowie REPGam (Gambia), die innovative Ansätze für die Dekarbonisierung, die Energiegewinnung aus Abfall und die nachhaltige Wasserstoffproduktion demonstrieren.
  • Das Graduiertenprogramm für erneuerbare Energien und Grünen Wasserstoff, das in Côte d'Ivoire, Niger, Senegal und Togo durchgeführt wird und eine neue Generation von Fachkräften hervorbringt, die in der Lage sind, die Umstellung der Region auf grüne Energie voranzutreiben.

Im Rahmen des Side-Events fanden eingehende Diskussionen über die Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung politischer Rahmenbedingungen, wie der ECOWAS-Strategie und der Aktionspläne für grünen Wasserstoff (2023–2050), statt, um koordinierte Maßnahmen und Investitionen in den WASCAL-Mitgliedstaaten zu steuern.

Die Teilnehmenden des Side Events betonten, dass die Energiewende menschenzentriert sein müsse, das hieße, grüne Arbeitsplätze schaffen, junge Menschen und Frauen stärken und ein inklusives Wachstum fördern. Sie forderten einen stärkeren Kapazitätsaufbau, Technologietransfer und regionale Zusammenarbeit, um Lösungen für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff zu skalieren. Die Sitzung endete mit einem gemeinsamen Aufruf zu entschlossenem und transformativem Handeln.

WASCAL als wichtiger internationaler Akteur und Partnerorganisation in den Bereichen Klimaforschung, Kapazitätsbildung und Innovation sowie erneuerbare Energien

Als erste ihrer Art ist die WASCAL I3C-JET-Konferenz ein Meilenstein für die Förderung des Dialogs über Sektoren und Grenzen hinweg. Die Konferenz unterstrich die zentrale Rolle von WASCAL bei der Förderung wissenschaftlich fundierter Lösungen und der regionalen Zusammenarbeit für ein klimaresilientes und nachhaltiges Afrika. Die Ergebnisse der Konferenz werden zusammengeführt und zur kommenden Weltklimakonferenz (COP30) in Brasilien veröffentlicht.