Von der Forschung in die Umsetzung für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Start der SURE-Implementierungsphase
Wie kann eine nachhaltige und klimaresiliente Entwicklung urbaner Regionen gelingen? Hierzu forschten in den letzten vier Jahren zehn Projekte der Fördermaßnahme SURE gemeinsam in Asien und Deutschland. Nun geht es an die Umsetzung der Ergebnisse.
Bis zum Jahr 2050 werden rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Schon heute werden in urbanen Räumen der Großteil der Energie und Ressourcen verbraucht und die meisten Treibhausgas-Emissionen verursacht. Besonders in schnell wachsenden urbanen Regionen in Südost- und Ostasien zeigen sich die Folgen mangelnder nachhaltiger Planung deutlich: überlastete Infrastrukturen, ökologische Risiken und soziale Herausforderungen.
Um diesen Entwicklungen frühzeitig zu begegnen, fördert das Bundeministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) seit 2019 mit der Maßnahme SURE (Sustainable Development of Urban Regions) Forschungsprojekte, in denen Forschende aus Deutschland gemeinsam mit Partnern aus den Projektgebieten lokale Lösungsansätze für nachhaltige und resiliente Städte entwickeln und erproben. Ziel ist die dauerhafte Umsetzung dieser Lösungen vor Ort und ihre Übertragbarkeit auf andere urbane Regionen in der Umgebung und in Deutschland.
Start der Implementierungsphase 2025
Nach einer fünfjährigen Forschungs- und Entwicklungsphase (F&E-Phase, 2020-2025) beginnt die zweijährige Implementierungsphase nunmehr für sieben erfolgreiche Verbundprojekte aus der BMFTR-Fördermaßnahme SURE. Hierzu fand vom 16. bis 17. Dezember 2025 eine Auftaktveranstaltung in Bangkok, Thailand, statt.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Srinivasa Popuri, Chef des Multi-Country Programme Office der UN-Habitat-Regionalvertretung für Asien und den Pazifik in Bangkok. „Risikobewusste Raumplanung ist eines der wirksamsten Instrumente zur Katastrophenvorsorge“, so Popuri. Statt nur auf Katastrophen zu reagieren, die hohe Kosten verursachen, müsse jetzt in Vorsorgemaßnahmen investiert werden. Die thailändische Landschaftsarchitektin Kotchakorn Voraakhom bekräftigte in ihrer Keynote, dass man auf naturbasierte Lösungen zurückgreifen müsse, um die Anpassungsfähigkeit der Städte zu erhöhen: „Wir müssen die Städte wiederbegrünen, damit wir den Klimawandel bekämpfen können.“ Beide betonten, wie wichtig es sei, globale und nationale Strategien zur Klimaanpassung von Städten auf die lokalen Gegebenheiten abzustimmen (siehe hierzu auch die Infobox unten). Gleichzeitig begrüßten sie den Beitrag der SURE-Projekte hierzu.
Während der zweitägigen Konferenz diskutierten die rund 50 Teilnehmenden in interaktiven Formaten innovative Umsetzungsinstrumente, bewährte Verfahren sowie neue Herausforderungen der Projekte und in der Zusammenarbeit des gesamten SURE-Projektverbunds. Zudem wurden gemeinsame Arbeitsprozesse festgelegt und nächste Schritte definiert, um ein kontinuierliches Engagement und Fortschritte von SURE zu gewährleisten.
Ergebnisbeispiele aus den SURE-Projekten
Die thematischen Schwerpunkte der SURE-Projekte reichen von Wassermanagement (PolyUrbanWaters) über Stadtplanung (IMECOGIP) bis hin zum Überschwemmungs-Risikomanagement (FloodAdapt, MYrisk).
Zum Beispiel ist es das Ziel des Projekts GreenCityLabHuế, die Klimaresilienz der Stadt Huế in Zentralvietnam zu stärken, indem naturbasierte Lösungen (NBS) und grün-blaue Infrastrukturen (GBI) geplant und umgesetzt werden. Dazu zählen Grünflächen, Parks, Stadtbäume, Wasserflächen – also natürliche Elemente, die entscheidend sind für Kühlung, Luftqualität und Erholung. Auf Basis der ersten Projektphasen wurde die „Green City Vision Huế“ entwickelt, eine Strategie für eine grünere, widerstandsfähigere Stadt, begleitet von einem Best-Practice-Handbuch. Zudem wurden gemeinsam mit lokalen Akteuren drei öffentliche Flächen – ein Schulhof, ein Kulturzentrum und eine Brachfläche – beispielhaft klimaangepasst umgestaltet.
In der aktuellen Implementierungsphase (2025–2027) setzt das Projekt NBS an zwei weiteren öffentlichen Orten gemeinsam mit lokalen Akteuren um. Diese Maßnahmen sollen Hitze reduzieren, die Luftqualität verbessern und neue Aufenthaltsräume schaffen. Auch die Umsetzung wird wissenschaftlich begleitet, um die Wirksamkeit und den Nutzen des beteiligungsorientierten Ansatzes zu bewerten. Die Ergebnisse werden anschließend veröffentlicht, um den Wissenstransfer in kommunale Planungsprozesse in Vietnam und darüber hinaus in anderen Städten zu stärken.
Das Projekt CHARMS widmete sich in der F&E-Phase historischen Holzhäusern in thailändischen Städten mit feuchtwarmem Klima. Ziel war es, nachhaltig angepasste Nutzungskonzepte zu entwickeln, die den Innenraumkomfort verbessern und gleichzeitig das architektonische Erbe sowie die kulturelle Identität dieser Städte bewahren.
Dies gelang bereits in Ansätzen in der F&E-Phase mit einem aus dem biobasierten Baustoff Typha isolierten Testhaus. In der Implementierungsphase wird das Nachfolgeprojekt CHARMSbio den Anwendungsbereich erweitern und das King Mongkut’s Institute of Technology Ladkrabang (KMITL) in Bangkok beim Aufbau eines Kompetenzzentrums für nachhaltige, biobasierte Stadtentwicklung unterstützen. Denn naturbasierte Materialien wie Typha verbessern nicht nur die Energieeffizienz von historischen Gebäuden, sondern binden auch Kohlenstoff und tragen so zur Verringerung des städtischen CO2-Fußabdrucks bei. Durch diesen Baustoff sollen Häuser, Stadtviertel und Städte in Südostasien messbar energieeffizienter werden.
Synthese der Projektergebnisse
Neben den Verbundprojekten wird im Rahmen von SURE auch das Begleitforschungsprojekt SURE F&SR gefördert, das sowohl wissenschaftliche als auch organisatorische Unterstützung bietet. Es koordiniert den Austausch zwischen den einzelnen Vorhaben, fördert Synergien und trägt die Ergebnisse für eine gemeinsame Wissensbasis zusammen.
Die Highlights der Forschungsergebnisse aus der F&E-Phase wurden vom SURE-Begleitforschungsprojekt in der Broschüre „SURE Highlights — Shaping Sustainable Urban Regions“ veröffentlicht. In der Broschüre werden auch die Auswirkungen der Ergebnisse und künftige Initiativen der Projekte hervorgehoben.
Des Weiteren wurde der SURE Atlas entwickelt. Als interaktive Wissensdatenbank soll dieses Online-Tool das von den SURE-Projekten generierte Wissen strukturiert präsentieren und vor allem kollaborative Prozesse in den Projekten und ihrer Umgebung fördern und darstellen. Es dient damit als wichtige Informationsquelle für Forschende, Praktiker, politische Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit. Durch die Präsentation der wichtigsten Daten und Erkenntnisse aus allen SURE-Verbundvorhaben wird die Verfolgung von Fortschritten vereinfacht und insbesondere die Wirkung der kollaborativen Initiativen von SURE aufgezeigt.
Das BMFTR unterstützt die aktuelle zweijährige Implementierungsphase von SURE mit einer Fördersumme von rund zehn Millionen Euro.
WUF12 Perspectives
Als Grundlage für die Diskussionen dienten die beim letzten World Urban Forum 2024 (WUF12) erarbeiteten WUF12 Perspectives. Laut diesen kann eine nachhaltige Stadtentwicklung nur gelingen, wenn lokale Bedingungen berücksichtigt, die Bedürfnisse der lokalen Akteure und Bevölkerung maßgeblich mit einbezogen sowie globale Erkenntnisse in lokal umsetzbare, realitätsnahe Strategien transferiert werden.