Forschen ist wie Puzzlespielen

Ihre Leidenschaft für Forschung hat Mehtap Özaslan bereits früh entdeckt. Als Juniorprofessorin für Elektrochemie will sie der Brennstoffzelle endlich zum Durchbruch verhelfen. Schon als Schülerin hat sie gelernt, Hindernisse zu überwinden.

Als Mehtap Özaslan 12 Jahre alt war, bekam sie Küchenverbot. Zu oft hatte sie dort mit Haushaltschemikalien experimentiert und dabei so manche Pfanne ruiniert. „Wenn man Rohrreiniger mit heißem Sonnenblumenöl mischt, kommt es zu einer alkalischen Verseifungsreaktion", beschreibt sie einen ihrer ersten Versuche im Küchenlabor. „Meine Eltern waren nicht immer begeistert, aber es hat mir schon damals riesigen Spaß gemacht", fügt sie hinzu und lacht.

Dieses helle Lachen wirkt genauso ansteckend wie ihre Begeisterung, die in jedem Satz mitschwingt, wenn die heute 38-Jährige über ihre Arbeit spricht. Schon in ihrer Promotion hat sich Mehtap Özaslan mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Seit 2016 leitet die Juniorprofessorin der Universität Oldenburg eine Nachwuchsgruppe, die an der Verbesserung von Brennstoffzellen forscht und dabei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird.

„Ich glaube an die Brennstoffzelle"

Keine Abgase, kein Feinstaub, hohe Effizienz – die Brennstoffzelle gilt als zukunftsweisender und umweltschonender Energielieferant. Doch bisher hat der Wasserstoffantrieb es nicht geschafft, sich auf dem Markt durchzusetzen. Der größte Hemmschuh sind die hohen Herstellungs- und Materialkosten. „Die Elektroden, die Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umwandeln, bestehen größtenteils aus Platin", erklärt Özaslan. Hier setzt ihre Forschungsgruppe an: „Wir wollen das teure Edelmetall so weit wie möglich durch preisgünstigere Metalle wie Kobalt oder Nickel ersetzen und damit die Kosten deutlich senken." Mehtap Özaslan ist überzeugt davon, dass das in wenigen Jahren gelingen wird. „Ich glaube an die Brennstoffzelle", sagt sie mit Nachdruck. Idealismus gehöre zum Forscherdasein dazu, sonst könne man den Job nicht machen.

Ihr Werdegang erscheint wie ein klarer, gradliniger Weg, der direkt von der kleinen Schüler-Forscherin im heimischen Labor zur heutigen Juniorprofessorin für Elektrochemie führt. Nach dem Abitur machte Özaslan zunächst eine Ausbildung als chemisch-technische Assistentin, um praktische Erfahrungen zu sammeln und sich ein Standbein für die Finanzierung ihres Studiums zu schaffen. Danach folgten Chemie-Studium und Promotion an der Technischen Universität Berlin, begleitet von Preisen und Stipendien. „Das ist nur der Schmuck", sagt sie, wenn man sie nach ihren Auszeichnungen fragt. „Die Forschungsergebnisse sind es, die zählen." Gleich ihre erste Bewerbung auf eine Stelle als Juniorprofessorin hat geklappt. „Glück gehört auch dazu", sagt sie und lacht wieder auf diese ansteckende Art.

Neugier als Motor für die Forschung

Doch wer den Beginn dieses Weges betrachtet kann erahnen, wie viel Talent und Willen zum Glück noch dazu gekommen sein müssen. Mehtap Özaslan ist in Berlin-Neukölln aufgewachsen. Ihre Eltern kamen 1978 als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. „In der ersten Klasse konnte ich kein Wort Deutsch sprechen und bin gleich zurückgestuft worden", erinnert sie sich. Geholfen habe ihr vor allem zweierlei: das Schachspiel und die Unterstützung ihrer Grundschullehrer, mit denen sie immer noch in Kontakt steht. Heute will sie die Begeisterung, die sie einst ergriffen hat, weitergeben, nicht nur bei der Zusammenarbeit mit ihren Doktoranden. Sie hat auch ein paar Jahre parallel zu ihrer Promotion als Lehrerin an ihrer alten Oberschule in Neukölln unterrichtet und hält Vorlesungen an der Kinderuni. „Ich unterstütze gerne junge Menschen, gebe Tipps und zeige ihnen, welche Möglichkeiten sie haben."


„Neugier" ist das erste Wort, das aus Mehtap Özaslan hervorsprudelt, sobald man fragt, warum sie Wissenschaftlerin geworden sei. Forschen erscheint ihr wie das Lösen eines komplexen Puzzles. „Nach und nach entdecke ich immer mehr Teile, lege sie zusammen und komme so dem Verständnis wieder ein Stückchen näher", erklärt sie. „Aus diesen kleinen Schritten kann irgendwann einmal ein großer werden."

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